Was ist Disrespekt?

Respekt ist Anerkennung. Respekt bedeutet ernstgenommen zu werden. Das Gegenteil -aber nicht bloß die Abwesenheit- davon ist Disrespekt. Dieses Gegenteil ist die demonstrative und oft symbolische Verneinung von Respekt.

Wer uns uns Disrespekt gibt, nimmt uns demonstrativ nicht ernst. Die stärkste Form des demonstrativen Nicht-Ernstnehmens ist dabei die des demonstrativen Nicht-Wahrnehmens. Beides geht allerdings ineinander über. Wer so tut, als würden wir nicht sein wer wir sind, tut damit auch immer so als würden wir gar nicht da sein, genauso wie umgekehrt die demonstrativ bewusste Ignoranz unserer Anwesenheit impliziert, dass diese nicht ernstzunehmen ist.

Aber wie geht das genau?

Man tut so als wären wir nicht wer wir sind, würden nicht hören und sehen was wir klar gehört und gesehen haben, wäre uns nicht passiert was uns passiert ist, hätten wir nicht getan was wir klar erkennbar getan haben und nicht gesagt was wir klar hörbar kommuniziert haben.

Man tut so als wäre unsere Existenz in Teilen oder in Gänze nicht was sie ist oder gar nicht erst da, verweist aber doch dadurch implizit wieder auf sie. Und genau dadurch vermittelt man, dass unser Leben nichts bedeutet; dass es zwar da aber doch egal ist.

Denn Mensch zu sein bedeutet immer ein Mensch zu sein. Und ein Mensch kann immer nur der sein, der auch ein ganz bestimmter Mensch ist. Wer das aber nicht ist, wer nicht ein Jemand sondern ein Irgendjemand ist, der ist als Mensch in Wahrheit ein Niemand. Und genau diesen Eindruck vermittelt man uns, wenn man uns durch bewusste und demonstrative Ignoranz in unserer Besonderheit und Individualität nicht anerkennt.

Disrespekt soll also den Gegenüber dehumanisieren. Man spricht ihm seine Menschlichkeit ab in der Hoffnung, dass diese daran zu Grunde geht.

Doch Disrespekt zielt nicht nur auf ein Gegenüber sondern vor allem auch auf beistehende Dritte. Diesen gegenüber demonstrativ und bewusst die Existenz eines Menschen zu invalidieren, soll sie dazu bewegen ihn entweder selber nicht als solchen wahrzunehmen und/oder davon auszugehen, dass kein anderer es tut und man ihn also deshalb -sei aus Überzeugung oder aus Pragmatismus- ebenfalls nicht ernst nehmen muss.

Dazu kommt noch erschwerend dazu, dass Disrespekt immer eine doppelte Bedeutung hat. Er will nicht nur, sagen dass wir unbedeutend sind sondern auch noch, dass wir es uns gefallen lassen und somit schwach und dadurch auch noch irrelevant sind.

Disrespekt soll auch nicht nur subjektiv sondern, v.a. auch intersubjektiv im Raum des Sozialen dehumanisieren und den Gegenüber somit vogelfrei machen.

So ist es auch kein Wunder, dass kaum etwas so aggressive Reaktionen provoziert wie Disrespekt. Denn Disrespekt greift uns auf beiden Ebenen unseres menschlichen Daseins existentiell an. Als Individuum versucht er uns mit dem Eindruck unser Unbedeutlichkeit zu überwältigen, dass wir ihn übernehmen und daran zu Grunde gehen. Und auf sozialer Ebene drückt versucht er den selben Eindruck aufzudrängen und uns somit praktisch unsere Lebensgrundlage in Form anderer Menschen zu nehmen.

Man macht uns nicht nur zum Niemand man versucht uns nichtig zu machen. Und wie könnte einen das nicht wütend und aggressiv machen? Schließlich ist Aggression immer ein Akt der Selbstbehauptung und Wut eine Reaktion auf die Bedrohung oder Schädigung dessen was uns lieb und teuer ist. Und das sind wir in den meisten Fällen zuerst einmal selber. Und wie könnte man sein Selbst besser behaupten, als indem man es aggressiv nach außen trägt?

Wer durch das Schwert herrscht, wird durch das Schwert fallen

In der Bibel heißt es, „Wer durch das Schwert lebt wird durch das Schwert sterben“ und genau dasselbe gilt für eine Herrschaft, immer in dem Maß wie sie sich auf das Schwert zu ihrer Behauptung stützt. Aber warum ist das so?

Was bedeutet es durch das Schwert zu herrschen? Wer durch das Schwert herrscht, herrscht nicht einfach durch den direkten Zwang der Gewalt, sonder durch den Eindruck des Spektakels ihrer Ausübung. Gewalt möglichst dramatisch und eindrucksvoll auszuüben, ist immer ein dreifacher Versuch die eigene Stärke zu beweisen. Dieser liegt darin zu beweisen, dass man fähig ist, weil man zur Gewalt fähig ist, dass man überlegen ist weil man sich durch überlegene Gewalt durchsetzt und dass man sicher und zuverlässig ist, weil man sie zuverlässig und voraussehbar einsetzt. Aber wie so viele Zusammenhänge im Leben geht auch dieser immer in beide Richtungen.

Wo man seine Macht durch Überlegenheit zu beweisen versucht, da wird sie durch jede Unterlegenheit auch wieder in gleichem Maße widerlegt. Und wo man seine Überlegenheit durch die Durchsetzung seines Willens zu beweisen sucht, da wird auch dieser widerlegt, sobald man ihm nicht mehr folge leistet. Und selbst dann, wenn man es dabei nicht so meint und die Durchsetzung des eigenen Willens, um des Willens und nicht der Macht willen anstrebt, wird man doch immer nach dieser Logik auf die Probe gestellt. Man muss ja schließlich nicht stark für den Fall des Gelingens aussehen wollen, um im Fall des Misslingens als schwach betrachtet zu werden.

Um bei der Machtprobe eines Möchtegerntyrannen -und nur ein solcher kann jeder Tyrann in Wahrheit sein- diesen bloßzustellen gibt es also zwei Wege: Man kann entweder durch eine überlegene Gegengewalt oder durch Zuwiderhandeln dessen Schwäche bloßstellen und somit die als selbsterfüllende Prophezeiung wirkende Gewaltspirale, in eine ebenfalls als selbsterfüllende Prophezeiung wirkende Implosion der Gewaltherrschaft umwandeln. Optional kann man, wenn man ihn bei der Gewaltausübung durch Provokation und/oder Überforderung zur Inkonsistenz reizt auch so bloßstellen. Denn genau in dem Maß wie ein Tyrann durch Ausübung von Gewalt und den damit erzeugten Eindruck, immer mehr Opportunisten und Feiglinge um sich scharen und somit sein Gewaltpotential steigern kann, werden diese sich im Ausmaß seines Versagens bei der Durchsetzung seines Willens von ihm abwenden oder sich sogar gegen ihn wenden.

Um einen Tyrann bei der Machtprobe die jeder seiner Machtausübungsversuche innewohnt herauszufordern ist es also nicht zwingend nötig ihn auf der Ebene der Gewalt übertreffen zu müssen; man muss ihm einfach nur zuwiderhandeln. Und manchmal nicht einmal das. Manchmal ist alles was man tun muss, um den Tyrann bloßzustellen einfach nichts. Denn was er verbietet, dass kann man durch Ausübung herausfordern, was er aber verlangt braucht nur durch Zurückhaltung untergangen zu werden.

So ist also jede Ausweitung und jedes Aufbäumen einer Tyrannei in dem Maß wie es bedrohlicher wird auch immer wackeliger und angreifbarer. Je mehr man von den Menschen verlangtwird umso leichter können sie die Verlangenden bloßstellen und lächerlich machen. Und je größer sich eine Tyrannei damit aufbäumt umso weiter und härter wird sie zwangsläufig fallen müssen wenn sie damit scheitert. Und da es nun mal in der Natur von Tyrannen -und womöglich auch in der Natur von tyrannischen Systemen selber- liegt, nie genug kriegen zu können, immer mehr von den Menschen zu verlangen und sich zu immer größeren Dimensionen aufzublasen, liegt es auch in ihrer Natur auf dem Weg auf dem sie gewachsen sind, zwangsläufig zugrunde zu gehen.

Tugend und Heuchelei

Das Problem mit dem Versuch Menschen durch Zwang oder Forderung aktiv und positiv zu tugendhaftem Verhalten zu bewegen ist, dass es früher oder später immer in Moralismus und Heuchelei enden muss.

Denn alle Anreize für ein Verhalten werden von denjenigen die sie anwenden ja immer nur auf Verhalten so wie es wahrgenommen wird -und nicht etwa wie es tatsächlich ist- angewendet. Geht es dabei um moralisches und soziales Verhalten ist es grundsätzlich nicht anders und oft sogar noch schlimmer, weil hier oft die zu einer Handlung gehörenden ausgedrückten Emotionen, welche bestimmte charakteristische Motive suggerieren eine verstärkte Rolle spielen, sowie einfacher und überzeugender zu fälschen sind.

Es ist dabei stets vorteilhafter zu scheinen als zu sein, weil es erstens leichter und zweitens potentiell eindrucksvoller ist, als sich ehrlich -und damit aufwendig und unspektakulär- wirklich tugendhaft zu verhalten. Das muss zwangsläufig dazu führen, dass der Schein über das Sein so erst die Überzahl und dann auch die Überhand gewinnt, in dem er erst häufiger und dann kraft seiner eindrucksvolleren Strahlkraft überzeugender -v.a wenn er sich durch die Häufigkeit auch noch normalisiert- auftritt als das Echte. Der Schein macht dann erst durch seine Überzahl das wahre Sein unkenntlich und sobald man sich an ihn als normal gewöhnt hat auch unbedeutend. Das geht am Ende sogar so weit, dass sich im Vergleich, der der wirklich tugendhaft ist gegenüber dem der es nur vortäuscht damit immer selbst bestraft, weil er immer im Schatten eines falschen Glanzes überstrahlt und durch die Leichtigkeit einer Lüge überholt werden wird.

Wir sollten also, stets vorsichtig sein, was wir von anderen fordern oder erwarten, damit uns nicht am Ende eine Fälschung untergemogelt wird, die womöglich noch das worum es uns ursprünglich ging komplett verwässert, unterhöhlt und ersetzt. Was können wir aber nun erwarten und fordern?

Ganz einfach, dass zu tun bei dem es wirklich zu tun auf das selbe hinausläuft wie nur so zu tun als würde man es tun.

Das sind in jedem Fall konkrete Taten an sich frei von jeglicher übergeordneter symbolischer Bedeutung. Man kann z.B. zwar vortäuschen sportlich zu sein, nicht aber einen Handstand zu machen oder 100m in 10s zu laufen.

Jenseits der konkreten Tat gibt es dann auch noch die direkt auf ihr gründenden Tugenden der Integrität (Ehrlichkeit, Konsistenz, Konsequenz usw.), welche das Verhältnis unserer Taten untereinander sowie gegenüber unseren Worten bemessen und deshalb durch diese Verankerung in konkreten Taten ebenfalls schwer bis gar nicht vorzutäuschen sind.

Man kann ja nicht nur so tun als würde man tun was man sagt, und sich indem was man sagt und tut nicht widersprechen, man muss es auch tatsächlich machen. Und so ist auch das einzige was man wirklich offen und explizit von den Menschen einfordern kann, dass sie zu ihrem eigenen Wort mit ihren Taten und zu ihren Taten mit ihren anderen Taten konsistent sind. Dies zu tun muss die Bedingung für jedes positive Urteil (denn warum sollte man etwas loben, von dem man nicht sicher wissen kann dass es echt ist?) und für jede grundsätzliche Anerkennung (denn warum sollte man jemanden ernst nehmen von dem man nicht weiß ob er echt ist?) sein. Negatives Urteil über den Charakter eines Menschen an sich (also jenseits seiner Taten) sollte man sich allerdings besser vorenthalten, weil dieser stets zu leicht zu verschleiert und durch die Vortäuschung seines Gegenteils kaschiert werden kann.

Ideen

Kinder folgen den Großen,

Teenager folgen ihren Idolen,

Erwachsene aber folgen Ideen.

Warum?

Ideen sind unvergänglich,

Menschen müssen altern und sterben.

Ideen sind unbestechlich,

Menschen können korrumpiert und manipuliert werden.

Ideen sind unverletzlich,

Menschen können geschädigt und vernichtet werden.

Ideen sind allgegenwärtig,

Menschen immer nur an einem Ort und immer nur für eine bestimmte Zeit.

Ideen sind unverdränglich,

Menschen können ausgegrenzt und abgestossen werden.

Ideen sind unbegrenzt,

Menschen sind beschränkt.

Ideen sind formreif und vollkommen,

Menschen sind unförmig und unvollkommen.

Ideen sind universal,

Menschen sind partikulär.

Hat man das einmal verstanden, so kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass alle Anerkennung und alles Vertrauen, welches man Menschen beimisst, immer nur darauf begründet sein kann wie sie welche Ideen vertreten und/oder verkörpern.

Tun sie das, so werden sie zu Vermittlern zwischen Ideen und Menschen. Sie helfen den Menschen dann die Ideen zu verstehen, sich zwischen ihnen zurechtzufinden und letztendlich sie zu verwirklichen. Sie bauen also Brücken zwischen Menschen und Ideen und damit auch zwischen dem was Menschen im Moment sind und dem was sie in einer Idee von sich sein könnten.

Tun sie das jedoch nicht, indem sie Ideen falsch, verzerrt oder komplett erlogen vermitteln und uns falsch als richtig, richtig als falsch, gut als schlecht und schlecht als gut unterjubeln so veruntreuen sie im Missbrauch ihrer Mittelsrolle, das kollektive Vermächtnis der Menschheit in ihren Ideen und begehen somit ein schweres Verbrechen an der gesamten Menschheit. Das macht sie nicht nur zu gewöhnlichen Betrügern. Es macht sie darüber hinaus auch noch zu Versagern in ihrer eigentlichen Rolle und zu Verrätern gegenüber allen die ihnen in dieser Sache vertraut haben.

Nichts kann eine Zeit verändern über die man keine richtigen Ideen hat und nichts kann eine Idee aufhalten deren Zeit gekommen ist. Deshalb sollte man stets darauf achten in welcher Zeit man lebt und welchen Ideen man folgt. Passen sie auf die Zeit können sie uns von ihr befreien und uns somit helfen über sie hinauszuwachsen. Tun sie es nicht so werden sie uns in ihr nur gefangen halten

Was ist Betrug?

Betrug hat stets zwei Seiten. Einerseits ist er eine Irreführung und andererseits ein Regelverstoss. Beides geht dabei fließend ineinander über.

Der Regelverstoss ist dabei insofern eine Irreführung, wie wir voneinander ständig und notwendigerweise das Einhalten impliziter Regeln erwarten, genau so wie wir es dabei uns selbst abverlangen. Auf Basis dieser Erwartungen geben wir stets einen kooperative Vertrauensvorschuss indem wir einerseits die impliziten Regeln des Umgangs einhalten und andererseits den Anderen so behandeln als würde er es auch tun.

Betrüger nutzen diesen Umstand unseres natürlichen Vertrauens ineinander und in die soziale Gültigkeit unserer Regeln aus, während sie zugleich diese Tatsache sowie ihre dahinterstehenden Motive und Taten vor uns verbergen. Das tun sie auch wenn sie es nicht beabsichtigen immer alleine schon dadurch, dass sie ihre Abweichung von normalen Erwartungen nicht explizit deutlich machen. Meistens tun sie aber dazu noch so als wäre das Gegenteil der Fall. Sie tun so als wären sie normal und als würden sie sich normal verhalten. Sie sind sich unserer Projektionen von Normalität oft sehr gut bewusst und versuchen sich stets so darzustellen, dass wir in ihnen sehen was wir normalerweise erwarten und was wir sehen wollen.

Aber auch eine Irreführung ist immer ein Regelverstoss, insofern sie gegen die genauso allgegenwärtige wie notwendige Regel verstösst , dass wir uns gegenseitig beim Wort nehmen können. Das wir diese Regel haben ist eine logische und praktische Notwendigkeit, weil wir ohne sie weder die Anderen noch unsere gemeinsamen Sachen noch letztendlich uns selber (Wer wir sind ist schließlich zu einem großen Teil mitbestimmt dadurch mit wem und was wir zu tun haben) für das nehmen könnten was es ist.

Um überhaupt von irgendetwas ausgehen zu können müssen wir die Dinge so annehmen wie sie für uns -also für uns alle- sind. Jede andere Position würde sich allein schon im Denken widersprechen und noch viel mehr nicht ohne zwangsläufige Selbstzerstörung konsequent gelebt werden können. Denn würden wir die Dinge nicht so nehmen wie sie sind -oder es zumindestens versuchen- , so wären wir nicht in der Lage mit ihnen umzugehen oder miteinander umzugehen. Wir würden weder überleben noch das wir wollen kriegen können. Daraus folgt im Sozialen zwangsläufig, dass es immer nur in dem Grad funktionieren kann wie wir uns und unsere gemeinsamen Angelegenheiten auch für das nehmen was sie sind.

Betrug kann also von einem impliziten und mehr oder weniger beabsichtigten Regelverstoss ausgehen oder eine von Anfang an beabsichtigte und willentliche Irreführung sein. In jedem Fall aber ist er gegenüber persönlichen und vor allem gegenüber allgemeinem Vertrauen ein Bruch und ein Verrat parasitärer Natur. Warum ist das so?

Der Betrüger vergeht sich in seinem Vertrauensbruch sowohl am Betrogenen wie auch an der Gesellschaft allgemein. Denn diese beruht genau auf dem Vertrauen welches er untergräbt. Und dass er dabei mit diesem Verrat am allgemeinen wie persönlichen Vertrauen überhaupt einen Gewinn erzielen kann ist nur deshalb möglich weil es dieses noch irgendwo gibt.

Ab dem Punkt wo es kein Vertrauen mehr gibt, kann es auch keinen Betrug und keinen Verrat mehr geben. Denn es allein schafft den Mehrwert an dem sich derjenige der es bricht zu dessem Schaden und seinem eigenen Vorteil bedient. Woher kommt dieser Schaden?

Je mehr betrogen wird umso weniger kann man noch anderen trauen, weil man dafür immer mehr zu befürchten und immer weniger zu erwarten hat. Dabei wird auch das Vertrauen derjenigen untereinander zerstört, die keinerlei Neigung zum Betrug oder Verrat haben, eben weil diese die Ehrlichen von den Betrügern allgemein nicht unterscheiden können und je mehr Betrüger es gibt umso weniger Ehrliche treffen und entsprechend auch nicht mit ihnen rechen können.

Somit wird eine destruktive Abwärtsspirale aus Misstrauen, Betrug und Verrat in Gang gesetzt die alle mit herabzieht und vor allem, dass was sie noch über sich hinaus an Gemeinsamen haben zerstört.

Das gilt wohl für antisoziales (nicht unbedingt asoziales) Verhalten allgemein, es bedient sich an einer durch soziales Verhalten (Vertrauen, reziproker Altruismus, Rücksichtnahme usw.) geschaffenen Struktur zum eigenen Gewinn und auf deren Kosten, wäre aber niemals in der Lage auf eigenen Füßen zu stehen noch sich wirklich nachhaltig durchzusetzen.

Eine interessante Sonderform des Betrügers ist dabei die des Schummlers. Ein Schummler betrügt niemanden direkt oder mit Absicht aber implizit immer alle in dem Spiel oder Wettbewerb in dem er tätig ist.

Ein Schummler betrügt, indem er sich über die Regeln hinwegsetzt an die alle sich halten und welche zum Funktionieren des Wettbewerbs oder Spiels für die Teilnehmer und zum Wohl der vom Spiel oder Wettbewerb Betroffenen notwendig sind. Dies tut er, indem er sich nicht an die Regeln hält, diese hintergeht, sie manipuliert und verbiegt, eigene Regeln unterschummelt oder sogar über den grundsätzlichen Zustand seiner Teilnahme oder Nicht-Teilnahme hinwegtäuscht. Das schadet nicht nur dem Vertrauen, sondern v.a. dem Funktion des Regelarrangements dass er hintergeht und damit all jenen deren Wohl davon abhängt. Ein Beispiel für solche Schummler sind die sog. Blender. Blender lügen oder betrügen selten direkt, täuschen aber Andere über ihre eigene Natur und Absichten und schaden so so gut wie jedem arbeitsteiligem sozialem Arrangement indem sie sich befinden und damit auch meistens der Aufgabe welche die Arbeit erfüllen soll.

Ein Beispiel bei dem alle Formen des Betrugs zusammen fließen ist nicht zuletzt das des typischen Geldfälschers. Ein Geldfälschers betrügt und schadet gleich mehrfach. Er betrügt und schadet denjenigen denen er sein falsches Geld anbietet, er schadet dem allgemeinen geschäftlichen Vertrauen der Menschen untereinander und er schadet darüber hinaus noch der Funktion des Geldes (die Repräsentation von Wert) und damit der Wirtschaft insgesamt.

Betrug ist im Wesen also sozialer Parasitismus. Das macht ihn nicht nur niederträchtig und verachtenswert sondern auch besonders gefährlich. Entsprechend hängt die Gesundheit einer jeden sozialen Struktur davon ab und lässt sich daran bemessen wie sie mit Betrug umgeht. Je weiter er verbreitet und je mehr er toleriert wird umso schlimmer, je mehr er geächtet und bekämpft wird umso besser.

Si vis pacem para bellum

Pazifismus ist eine Illusion, werde führt seine Predigung zu seiner konsequenten Umsetzung, noch führt seine Umsetzung zu den gewünschten Resultaten. Warum?

Predigt man Pazifismus, dann fällt er bei genau denen die sich eigentlich daran halten sollen immer nur auf taube Ohren. Bestärken wird er immer nur diejenigen die ihm ohnehin schon am nächsten stehen oder ihn sogar bereits einhalten. Die Ersteren welche sich durch ihre höhere Gewaltbereitschaft -oder um genau zu sein Gewaltbereitwilligkeit- auszeichnen, werden somit gestärkt indem potentieller Widerstand gegen sie demoralisiert wird.

Pazifismus führt also nicht zu Frieden. Er macht nur die ohnehin friedfertigen nur noch friedlicher, damit auch harm- und wehrloser und lädt somit zur Aggression gegen sie ein.

Und selbst wenn, Pazifismus Erfolg haben würde und es zu einem allseitigen Frieden kommen würde, so würde dieser sich nicht lange halten können. Die Option der Gewalt würde nach wie vor noch offen im Raum stehen, und würde mit Zunahme der Friedfertigkeit aller durch nun höheren komparativen Nutzen nur noch attraktiver werden, so wie ein Gut durch seine Knappheit an Preis und Wert gewinnt. Denn Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sie macht auch Gewalttäter genau so wie alle anderen Verbrechen auch. Und wo die allgemeine Friedfertigkeit hoch ist, da ist es auch die Gelegenheit sich gegen sie durchzusetzen.

Pazifismus ist allerdings nicht komplett nutzlos. Er funktioniert in einer ganz bestimmten Situation, und zwar als eine Pose der Unterlegenen. Da wo man sich nicht wehren kann, macht es durchaus Sinn so zu tun als würde man dies nur deshalb nicht tun weil man selber es nicht will. Man kann so seine Unterlegenheit in eine moralische Überlegenheit ummünzen um den den Aggressor zu demoralisieren und Beistehende zur Sympathie und hoffentlich auch zum Eingriff zu bewegen. Ob diese Pose dabei nun ehrlich ist oder nicht spielt dafür keine Rolle. Es kommt nur darauf an Pazifismus zu propagieren und ihm nicht durch eigene Taten zu widersprechen auch wenn diese ohnehin zum Scheitern verdammt wären.

Pazifismus ist für den Frieden also keine Option, Kriegslüsternheit kann es aber auch nicht sein. Welche Haltung sollte man also einnehmen?

Harmlos und wehrlos können wir nicht sein, denn Schwäche im Angesicht eines Feindes führt so gut wie nie zu Gnade oder Mitleid sonder nur zu Erpressung, Ausbeutung, Unterdrückung, Vertreibung oder sogar Vernichtung.

Wir können auch nicht einfach Schutz unter eine Oberherren suchen, denn er hätte ebenfalls keinen Grund uns zu verschonen und würde uns nur ausnutzen, durch unsere Unterwerfung in Stärke wachsen, so noch dreister werden und uns zudem wahrscheinlich noch für die Drecksarbeit seiner eigenen Unterdrückung und Expansion einspannen.

Genauso wenig aber können wir einfach danach streben selber in allem immer nur der Stärkere zu sein und uns überall um jeden Preis rücksichtslos durchzusetzen. Damit würden wir uns nur Feinde machen, Verbündete verschrecken und uns rückwirkend selber ins Elend stürzen. Denn wie eine Gesellschaft sich nach aussen gibt so wird sie es auch nach innen tun. Und wo sie die anderen nach dem „Recht des Stärkeren“ terrorisiert, da muss sie selber auf diesem Prinzip beruhen und Terror und Tyrannei verfallen.

Wir können also weder pazifistisch, noch unterwürfig, noch selber aggressiv sein. So müssen wir uns also für die Wehrhaftigkeit entscheiden. Aber was bedeutet es wehrhaftig zu sein?

Wehrhaftigkeit bedeutet Gewaltbereitschaft ohne Gewaltbereitwilligkeit. Dafür muss man entweder so stark sein, dass man jeden Angreifer abschlagen kann oder so zäh dass er sich an einem aufreiben muss. Allgemein geht es darum, den Eindruck -und hoffentlich auch die Realität- zu erzeugen, dass es bei uns im Falle eine Angriffs aufgrund erwartbarer Gegenwehr und Widerspenstigkeit möglichst wenig zu holen und möglichst viel zu verlieren gibt.

Dieses gesunde Maß an Abschreckung geht Hand in Hand mit friedlicher Kooperation und Koexistenz. Je mehr man im Falle der Aggression zu verlieren hat umso mehr hat man im Vergleich dazu im Falle des Friedens zu gewinnen, und umgekehrt je mehr man vom Frieden profitiert umso weniger lohnt sich der Krieg.

Letztendlich müssen wir klar, konsequent und erkennbar eine Haltung der Friedliebigkeit und der Gewaltbereitschaft zugleich leben und signalisieren. Wir müssen die eine Hand offen hin halten und mit der anderen eine geballte Faust zeigen; immer als Mahnung, selten als Drohung und nie als Absicht.

Emotionen und Selbstbeherrschung

Selbstbeherrschung betrachten wir normalerweise als einen Prozess bei dem, wir zum Zweck unserer eigenen Ziele oder aufgrund von über diese hinausgehenden Werten unseren Emotionen ihren Ausdruck oder vorausgehend ihr Aufkommen verwehren. Entsprechend halten wir unsere Neigung dazu überhaupt oder nur in bestimmten Situationen Emotionen zu haben als eine Schwäche die es um unserer Selbstbeherrschung willen möglichst zu reduzieren gilt.

Diese Perspektive übersieht jedoch eines: Während Emotionen zwar in ihrer Wirkung uns zu Handeln verleiten können, welches dem was uns wichtig ist schaden würde, wären wir komplett ohne sie überhaupt gar nicht erst in der Lage irgendeine echte bedeutungsvolle Verbindung zu dem was uns wichtig ist aufrechtzuerhalten. Unser Handeln wäre zwar wirkungsvoller, es wäre aber nicht mehr unser eigenes und damit eigentlich überhaupt kein Handeln mehr.

Emotionen haben stets drei Aspekte die sie bestimmen: Was uns wichtig ist, was um uns herum passiert und was, wie davon welche Relevanz für uns hat. Und wäre uns nichts wichtig, wäre uns auch nichts relevant und damit auch nicht mehr verständlich und zugänglich. Und solange uns etwas ausserhalb von uns selber wichtig ist, werden wir auch immer in dem Maß wie es uns berührt, durch es verletzlich sein. Vulnerabilität ist also nicht bloß eine Schwäche (obwohl sie das auch sein kann) sondern vielmehr der Preis den wir für Relevanz und Wirksamkeit im Verhältnis unserer Beziehungen zu unserer Umwelt bezahlen.

Die Welt hört für uns immer an dem Punkt zu existieren auf wo sie uns egal geworden ist. Und der Preis dafür, dass es für uns eine Welt gibt, der wir nicht indifferent gegenüberstehen ist nun mal, dass wir für das was in ihr passiert auch emotional anfällig sind. Und wenn wir es nicht wären, so wären wir zwar nicht emotional aber doch trotzdem kausal anfällig, denn ob etwas uns wichtig ist oder nicht, ändert nichts daran, dass es tatsächlich für uns wichtig ist.

Die Welt kann uns also nicht egal sein, weil sie nicht von uns getrennt ist. Deshalb können wir auch nicht ohne Emotionen auskommen, weil sie gerade diese Funktion, das was für uns objektiv wichtig ist, auch uns subjektiv wichtig zu machen, erfüllen. Das tun sie nicht immer perfekt aber sie tun es überhaupt. Damit sie es aber bestmöglichst tun, erfordern unsere Emotionen, dass wir mit ihnen richtig umgehen. Das tun wir indem wir sie erst akzeptieren, dann reflektieren und schließlich entscheiden wie wir mit ihnen umgehen wollen und welche Handlungen aus ihnen folgen sollen, während wir uns dabei durchgehend davon zurückhalten den Impulsen die unsere Emotionen mit sich bringen derart nachzugehen, dass sie diesen Prozess stören oder uns zu falschem Handeln verleiten.

Selbstbeherrschung ist somit keine simple Frage von möglichst großer Gewalt über unsere Emotionen, sondern stets ein Balanceakt zwischen Empfindlichkeit und Effektivität.

Bloße Empfindlichkeit würde uns stets perfekt zu verstehen geben was um uns herum vorgeht und wie es für das uns Wichtige relevant ist, würde uns aber auch daran hindern tatsächlich etwas dafür zu tun, während bloße Effektivität uns in die Lage versetzen würde alles uns mögliche ungehindert tun zu können, aber nicht zu verstehen warum,wozu und wofür wir es eigentlich tun sollten. Tun wir letzteres erlangen wir zwar immer mehr Wirksamkeit, bezahlen aber damit zunehmend mit unserer Integrität und Agentizität (denn beide bedingen einander). Denn was bedeutet Stärke wenn man nicht der ist dem sie gehört, und was ist ein erfolgreiches Leben wenn man nicht selber derjenige ist der es lebt?

Sysiphos oder Syphilis

Vieles in unserem Leben ist im Grunde nur ständige Plackerei ohne Sinn und Zweck. Diese Sysiphosarbeit ist an sich immer sinnlos, der Sinn des Lebens liegt jedoch darin sich ihr trotzdem zu stellen. Die Bereitschaft und der Wille dazu ist das was den reifen Menschen vom Unreifen unterscheidet. Er sucht den Sinn seines Lebens nicht mehr darin Leid zu vermeiden und Glück anzustreben, sondern Leid durch sinnvollen Umgang mit ihm zu bewältigen und dadurch innere Zufriedenheit zu erreichen.

Der erste Schritt zu dieser charakterlichen Reife ist den sysiphäischen Charakter des Lebens anzuerkennen ohne es auf ihn zu reduzieren.

Der zweite Schritt ist anzuerkennen, dass die ständige Sysiphosarbeit trotzdem notwendig und unvermeidlich ist. Warum ist sie das? Weil die einzige Alternative dazu einen Felsen ständig bergauf zu rollen, die ist sich von ihm überrollen zu lassen. Und wie könnte das sinnvoller sein?

Der dritte Schritt besteht darin zu erkennen, dass sie zwar zwecklos aber trotzdem nicht sinnlos ist. Sie verändert zwar nicht das Resultat welches sie immer nur aufs neue erhält, sie verändert aber uns selber durch die Tätigkeit die wir zu diesem Erhalt aufbringen.

Wie wir die immer wiederkehrenden und nie endgültig beseitigbaren Herausforderungen unseres Lebens bewältigen, macht uns zu dem was wir sind. Es formt unseren Charakter und bestimmt somit die Qualität unseres Lebens während dieser Herausforderungen und vor allem auch in den zeitlichen Lücken dazwischen.

Und nicht nur das. Unser in den sysiphäischen Herausforderungen des Lebens geformter Charakter bestimmt nicht nur, wie wir mit ihm umgehen, sondern auch wie wir miteinander umgehen und damit die Qualität der Beziehungen welche uns durch unser Leben begleiten und uns in großen Teilen zu dem Mensch machen der wir sind.

Somit sind wir letztendlich verdammt dazu Sysiphos zu sein sein oder überrollt zu werden. Wir sind dabei jedoch frei uns dadurch wie wir dieses Schicksal anpacken als Menschen selber zu verändern und uns somit unser eigenes Schicksal für und unter uns zu schaffen. Dieses Werk in der unvermeidlichen Sysiphosarbeit zu sehen und zu verwirklichen darin liegt der Sinn unseres irdischen Daseins.

Emotionen und Selbstbeherrschung

Selbstbeherrschung betrachten wir normalerweise als einen Prozess bei dem, wir zum Zweck unserer eigenen Ziele oder aufgrund von über diese hinausgehenden Werten unseren Emotionen ihren Ausdruck oder vorausgehend ihr Aufkommen verwehren. Entsprechend halten wir unsere Neigung dazu überhaupt oder nur in bestimmten Situationen Emotionen zu haben als eine Schwäche die es um unserer Selbstbeherrschung willen möglichst zu reduzieren gilt.

Diese Perspektive übersieht jedoch eines: Während Emotionen zwar in ihrer Wirkung uns zu Handeln verleiten können, welches dem was uns wichtig ist schaden würde, wären wir komplett ohne sie überhaupt gar nicht erst in der Lage irgendeine echte bedeutungsvolle Verbindung zu dem was uns wichtig ist aufrechtzuerhalten. Unser Handeln wäre zwar wirkungsvoller, es wäre aber nicht mehr unser eigenes und damit eigentlich überhaupt kein Handeln mehr.

Emotionen haben stets drei Aspekte die sie bestimmen: Was uns wichtig ist, was um uns herum passiert und was, wie davon welche Relevanz für uns hat. Und wäre uns nichts wichtig, wäre uns auch nichts relevant und damit auch nicht mehr verständlich und zugänglich. Und solange uns etwas ausserhalb von uns selber wichtig ist, werden wir auch immer in dem Maß wie es uns berührt, durch es verletzlich sein. Vulnerabilität ist also nicht bloß eine Schwäche (obwohl sie das auch sein kann) sondern vielmehr der Preis den wir für Relevanz und Wirksamkeit im Verhältnis unserer Beziehungen zu unserer Umwelt bezahlen.

Die Welt hört für uns immer an dem Punkt zu existieren auf wo sie uns egal geworden ist. Und der Preis dafür, dass es für uns eine Welt gibt, der wir nicht indifferent gegenüberstehen ist nun mal, dass wir für das was in ihr passiert auch emotional anfällig sind. Und wenn wir es nicht wären, so wären wir zwar nicht emotional aber doch trotzdem kausal anfällig, denn ob etwas uns wichtig ist oder nicht, ändert nichts daran, dass es tatsächlich für uns wichtig ist. Die Welt kann uns also nicht egal sein, weil sie nicht von uns getrennt ist. Deshalb können wir auch nicht ohne Emotionen auskommen, weil sie gerade diese Funktion, das was für uns objektiv wichtig ist, auch uns subjektiv wichtig zu machen, erfüllen. Das tun sie nicht immer perfekt aber sie tun es überhaupt. Damit sie es aber bestmöglichst tun, erfordern unsere Emotionen, dass wir mit ihnen richtig umgehen. Das tun wir indem wir sie erst akzeptieren, dann reflektieren und schließlich entscheiden wie wir mit ihnen umgehen wollen und welche Handlungen aus ihnen folgen sollen, während wir uns dabei durchgehend davon zurückhalten den Impulsen die unsere Emotionen mit sich bringen derart nachzugehen, dass sie diesen Prozess stören oder uns zu falschem Handeln verleiten.

Selbstbeherrschung ist somit keine simple Frage von möglichst großer Gewalt über unsere Emotionen, sondern stets ein Balanceakt zwischen Empfindlichkeit und Effektivität.

Bloße Empfindlichkeit würde uns stets perfekt zu verstehen geben was um uns herum vorgeht und wie es für das uns Wichtige relevant ist, würde uns aber auch daran hindern tatsächlich etwas dafür zu tun, während bloße Effektivität uns in die Lage versetzen würde alles uns mögliche ungehindert tun zu können, aber nicht zu verstehen warum,wozu und wofür wir es eigentlich tun sollten. Tun wir letzteres erlangen wir zwar immer mehr Wirksamkeit, bezahlen aber damit zunehmend mit unserer Integrität und Agentizität (denn beide bedingen einander). Denn was bedeutet Stärke wenn man nicht der ist dem sie gehört, und was ist ein erfolgreiches Leben wenn man nicht selber derjenige ist der es lebt?

Was ist Meditation?

Normalerweise beziehen wir uns in unserem Denken immer auf dessen Inhalte (die Gedanken). Die Funktion unseres Denkens (also das Denken an sich), entgeht dabei jedoch unserer Aufmerksamkeit und damit letztendlich auch immer unserer Kontrolle.

Bei der Meditation ist dieses Verhältnis allerdings umgekehrt. Die Aufmerksamkeit unseres Denkens wird hier diesem selber gewidmet, während dessen Inhalte bewusst vernachlässigt oder zumindest gefiltert werden.

Normalerweise folgt unsere Aufmerksamkeit immer irgendwelchen äußeren Eindrücken, inneren Erlebnissen oder bloßen Ideen welche sich in unseren Gedanken ausdrücken und ist somit immer durch diese geprägt und geleitet. Das hat zwar den Vorteil, dass es den Übergang zu weiteren naheliegenden Gedanken erleichtert und somit die Inhalte durch die Aufmerksamkeit für sie in Zusammenhänge bringen kann, allerdings auch den Nachteil dass es genau das genau so gut auch fälschlicherweise tun kann, oft auch tut und uns zugleich daran hindert unser Denken in eine andere Richtung zu lenken als Inhalte oder Reize uns nahelegen würden.

Durch die Meditation können wir uns von diesem Einfluss und damit auch dessen Macht gegenüber unseren Gedanken befreien, indem wir uns von ihm abwenden, unsere Aufmerksamkeit unserem Denkprozess widmen, uns ausserhalb vom üblichen Strom der Eingebungen und Eindrücke stellen (was nicht heißen muss, ihn komplett abzuwürgen) und somit eine Art bewusste Metakognition herausbilden die es uns erlaubt mit diesem bewusster und kontrollierter umzugehen.

Machen wir das lange und oft genug, so wird diese Metakognition von einem bewussten Zustand, zu einer psychischen Instanz in Form eines latenten Hintergrundprozesses, der mit der Zeit immer leichter und immer öfter aktivierbar wird und womöglich sogar irgendwann zu einem parallelen Bewusstseinsprozess werden kann der uns überall durch unser Leben begleitet.

Dem liegt allerdings ein entscheidendes Paradox zu Grunde. Um uns nicht auf alles konzentrieren zu müssen was uns nach und nach immer so in den Kopf kommt, müssen wir zuerst einmal versuchen uns dauerhaft nur auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Das kann unsere Atmung, eine Meditationsmantra, bloße unmittelbare sinnliche Wahrnehmung oder was auch immer sein. Entscheidend ist nur, dass wir versuchen unserer Aufmerksamkeit einen Fixpunkt zu geben. Durch diesen können wir dann die Abweichung von ihm registrieren und relativieren und uns somit unserer Aufmerksamkeit überhaupt erst bewusst werden. Der Prozess der bewussten Wahrnehmung unserer Aufmerksamkeit sowie der ihrer bewussten Kontrolle sind also stets miteinander gekoppelt. Wir müssen sie zu kontrollieren versuchen um uns ihrer gewahr zu werden und wir müssen uns ihrer gewahr werden um sie kontrollieren zu können.

Meditation ist also eine Form von reflektiver Kontemplation unseres eigenen Bewusstseins, durch welche wir ihm Umgang mit diesem unsere Metakognition einüben und herausbilden können. Sie muss dabei nicht der einzige Weg zu dieser Metakognition oder die einzige Form reflektiver Kontemplation sein, jedoch ist sie dabei die direkteste Reinform von ihr die uns bis jetzt bekannt ist.