Was ist Sozialdarwinismus?

Hierarchien lassen sich als Idee und in der Realität danach unterscheiden, nach welchen Kriterien sie gebildet werden und desweiteren inwiefern sie sich zwischen Idee und Realität und untereinander nach ihren Kriterien unterscheiden.

Menschen kann, man wenn man sie in Hierarchien ordnet, nach vier Kriterien bemessen und vergleichen: nach dem Ausprägungsgrad bestimmter Eigenschaften, nach dem Ausmaß an Macht, Bedeutung und Einfluss das sie haben, nach ihrer formalen Position und schließlich nach ihrem allgemeinen Wert als Menschen. Sozialdarwinismus beruht darauf, dass alle diese Ansätze weder unterschieden noch getrennt werden. Man kann eine formale Position ohne reale Macht haben. Man kann eine bestimmte Qualität in besonderem Ausmaß besitzen, aber trotzdem ein schlechter Mensch sein. Man kann sowohl in einer Qualität und in seinem gesamten Charakter exzellent sein und doch komplett ohne Rang, Namen und Einfluss sein. So lassen sich alle diese Kriterien noch weiter beliebig kombinieren und differenzieren. Zwar gibt es Zusammenhänge zwischen ihnen, aber diese sind doch niemals notwendig und noch viel seltener beidseitig. So wird einem ein starker Charakter zwar dabei helfen Exzellenz in einem bestimmten Feld zu verlangen, Exzellenz in diesem Feld aber weder diesen Charakter erfordern noch zwangsläufig ihn herausbilden (Es gilt ja noch Begabung, Glück und Motivation mit zu berücksichtigen). Schlechte Menschen können aus schlechten Gründen bisweilen Gutes bewirken, wenn man sie richtig einsetzt, gute Menschen aus guten Gründen können Katastrophen verursachen, wenn sie meinen die Wirkungen ihres Handelns müssten ihren Absichten entsprechen. Kompetente Leute mit exzellenter Eignung für eine Position können sich als korrupt herausstellen oder dazu werden und die Funktion der Position komplett in ihr Gegenteil verkehren.

Desweiteren unterscheidet Sozialdarwinismus auch nicht innerhalb dieser Kriterien nach unterschiedlichen Dimensionen. Es gibt ja nicht nur eine Eigenschaft nach der Menschen sich vergleichen lassen, nicht nur eine Form von Macht oder Einfluss, nicht nur eine Domäne der Gesellschaft die dazu nur von einer einzigen rein vertikal und unverästelt angeordneten Hierarchie bestimmt wird und sicher nicht nur einen einzigen Maßstab ihres Wertes (der Wert eines Menschen bemisst sich für uns vielmehr nach unseren Werten, und diese unterscheiden sich bisweilen sehr deutlich).

Für den Sozialdarwinisten ist das alles gleich: Die Mächtigen sind die Starken, die Stärkeren sind die Besseren und somit bekommt jeder was er verdient und was er bekommt muss er verdient haben. Sozialdarwinismus reduziert die ganze Komplexität menschlicher Verhältnisse auf einer einzige Hierarchie der dann absolute Bedeutung beigemessen wird. Die ganze Menschheit ist eine Pyramide unterteilt in unten und oben. Menschen können sich nur darin unterscheiden und sind auch nur dadurch bestimmt wo sie auf dieser Hierarchie stehen. Sie sind nicht wirklich verschieden sie sind nur besser und schlechter, größer und kleiner, schwächer und stärker, mächtiger und machtloser, alles zusammen verschmolzen in ihre Position auf der großen Rangordnung der Existenz. Die Frage danach worin sie denn genau, besser und schlechter, schwächer und stärker, mächtiger und machtloser sind erübrigt sich dabei. Denn im Sozialdarwinismus passt sich nicht die Macht der Realität sondern Realität der Macht an. Noch vielmehr ist für den Sozialdarwinismus Macht die eigentlich Realität. Denn das Gesetz des Stärkeren hat für die Feinheiten der Gesetze der Natur genauso wenig Rücksicht wie für die der Menschen, sieht es doch die Natur nur als einen Kampf ums Dasein und den Menschen nur als Tier das immer nur dieser Natur nach zu (über-)leben hat. Entsprechend hat auch niemand wirklich Rechte oder Pflichten. Die „Starken“ tun was sie können und die Schwachen erleiden was sie müssen. Zwischen Sein und Sollen wird hier genau so wenig unterschieden wie zwischen den Menschen und ihren Hierarchien, ganz einfach deshalb weil es für den Sozialdarwinismus nicht einmal ein Sollen gibt. Ihr Gesetz ist das Recht des Stärkeren oder um genau zu sein das des Mächtigeren (Stärke beruht auf eigenen Fähigkeiten, Macht auf der Fähigkeit sich der Fähigkeiten anderer zu bedienen*). Und wo das Recht des Stärkeren gilt kann kein anderes und damit auch kein eigentliches Recht mehr herrschen, weder durch das Gesetz der Moral noch durch das der Sitte, noch durch das über kurzsichtig eigennützigen Egoismus hinausgehender Vernunft.

Somit rechtfertigt Sozialdarwinismus immer automatisch den Status Quo und wird deshalb auch von genau denen propagiert welche am meisten von ihm profitieren (oder es sich nur erhoffen).

Interessanterweise ist Sozialdarwinismus aber nicht auf den oberen Kern einer Gesellschaft beschränkt sondern findet sich fast in gleichem Maße in seinem unteren Rand wieder. Sowohl die feststehenden Verlierer als auch die feststehenden Gewinner einer Gesellschaft glauben meistens an das Recht des Stärkeren, weil sie beide das Recht nicht kennen. Die Einen weil sie über ihm stehen und die Anderen weil sie außerhalb von ihm stehen. Die Einen brauchen sich der Moral nicht zu beugen, die Anderen können sie nicht gebrauchen. Beide kennen sie nichts anderes als die Logik der Macht und das Gesetz des Dschungels, die Einen weil sie nicht anders müssen die Anderen weil sie nicht anders können. Sie behaupten sich jeweils nicht durch sondern gegen die geltenden Normen ihrer Gesellschaft und rechtfertigen ihre asoziale Skrupellosigkeit entweder durch ihre vermeintliche Überlegenheit oder Notdurft. Nicht selten machen sie deshalb auch gemeinsame Sache.

*Dies schließt natürlich nicht aus, dass Macht auch auf Stärke beruhen kann (sofern sie auf mehr als bloßer Manipulation beruht) und das Macht selber auch eine Form von Stärke ist.

Was ist Ehre?

Ehre zu haben bedeutet Werte zu Erwartungen und Erwartungen zu Ansprüchen zu machen.

Dabei führen zuerst die Werte dazu, dass man anfängt sie zu erwarten. Diese Erwartungen führen dann dazu, dass man selber versucht ihnen zu genügen. Die Ansprüche führen dazu, dass man versucht den Werten zu genügen die andere von einem erwarten und auch sie dazu zu bringen nach den eigenen Werten zu streben.

Durch Ansprüche werden also Erwartungen, sozial gegenseitig bestärkt und eingefordert. Erwartungen und Ansprüche sind also der Weg auf dem wir individuell und gemeinsam unsere Werte bestärken und realisieren.

Dies führt dazu, dass wir eine Vorstellung von Status entwickeln die sich daran bemisst inwieweit wir bestimmten Werten genügen. Von diesem Status der Ehrenhaftigkeit machen wir dann den Wert und den sozialen Status der Menschen abhängig und entwickeln ein Gefühl dafür welches uns dazu anleitet nach Ehrenhaftigkeit zu streben: Das Ehrgefühl. Je mehr wir unser Selbstwertgefühl und unser Ego nun mit diesem Ehrgefühl in Verbindung bringen, umso mehr wird es zu einem Teil unserer Identität. Dadurch kommt nun zur extrinsischen Motivation für ehrenhaftes Verhalten auch eine intrinsische dazu.

Die ganze Sache hat jedoch einen gewaltigen Haken. Ehre verlangt von uns -ob nun durch unser Gewissen oder durch andere Menschen-, dass wir hinter dem was wir glauben und äußern auch tatsächlich stehen. Mehr noch aber verlangt sie, dass wir uns und den anderen den Eindruck vermitteln, dass wir es tun. Und nicht selten ist so, dass wir dabei entweder den Eindruck anstatt oder sogar entgegen der Ehre im eigentlichen Sinn zu bewahren versuchen.

Die Gefahr besteht hier darin, dass es uns mehr darauf ankommt als was wir gelten, denn was wir tatsächlich sind, v.a. dann wenn wir auch selber denken dass wir das sind als was wir gelten. Die Ironie hier besteht darin, dass der selbe Weg welcher uns dazu führt ehrenwerten Erwartungen und Ansprüchen zu genügen sie zugleich genau so stark untergräbt. Das äußere Gewand der Ehrenhaftigkeit verbirgt und untergräbt unsere inneres und eigentliches Ehrgefühl.

Bedenkt man dies, so muss man zu dem Schluss kommen, dass eigentlich nur ein Wert wirklich alleinig und unbedingt der Ehre würdig sein kann und somit immer über allen anderen stehen muss: Der Wert der Ehrlichkeit in unseren Handeln bzw. der Wahrhaftigkeit in unseren Behauptungen.

Denn wollen wir die Dinge richtig beurteilen und entsprechend bewerten so ist es erforderlich, dass wir sie so sehen wie sie auch wirklich sind. Und um andere so sehen zu können wie sie wirklich sind, müssen wir von ihnen verlangen dass sie sich auch als das offenbaren was sie wirklich sind.

Dasselbe gilt für uns Menschen in unseren Angelegenheiten mit-und untereinander. Wollen wir richtig miteinander umgehen, so müssen wir uns gegenseitig auch so sehen wie wir wirklich sind, und dafür wiederum müssen wir uns auch so geben wie wir wirklich sind. Dies zu tun ist eine Frage der Ehrlichkeit in der Hinsicht, dass es für uns darauf ankommt, das zu tun was wir sagen und das zu sagen was wir tun und eine Frage der Wahrhaftigkeit in der Hinsicht dass es darauf ankommt nur das als wahr zu behaupten von dem wir nach gewissenhafter Prüfung auch wirklich ausgehen können, dass es wahr ist und nur die Überzeugungen zu vertreten die wir auch wirklich haben. Ob dies dann nun als ehrenhaft gilt und anerkannt wird sollte dabei nur an zweiter Stelle von Belang sein.

Im Zweifelsfall ist es also mehr zu ehren, wenn jemand zu seinen Taten steht als ihn für diese zu verdammen auch wenn sie schlecht sind. Die Frage nach der Moral oder der Gefahr bei diesen Taten ist dabei natürlich eine andere. Ehre kann zwar und sollte auch von Moral und praktischen Belangen inspiriert und motiviert sein, ist aber dennoch nicht damit zu verwechseln. Denn was als wünschenswert im abstrakten Sinne anzustreben ist, ist nicht dasselbe wie das was wir tatsächlich für uns im konkreten Fall als anstrebenswert setzen sollten. Moral und Praktikabilität sind Ziele der Ehre. Nur werden Ziele nicht immer am besten dadurch erreicht, dass man sie sich direkt vornimmt. Die Moral steht über der Ehre sie steht aber jedoch trotzdem getrennt von ihr. So ist es mehr zu ehren wenn man ein ehrlicher Schurke als ein verlogener Wohltäter ist, auch wenn letzteres moralisch höher zu bewerten ist. Denn gegen einen ehrlichen Schurke kann man vorgehen, bei einem verlogenen Wohltäter kann man allerdings nie wissen ob dieser auch wirklich ein Wohltäter oder doch nur ein Lügner ist. Deshalb macht es mehr Sinn bei Anderen den ehrlichen Schurken mehr zu ehren als den verlogenen Wohltäter aber im Zweifelsfall selber lieber letzterer zu sein (solange man sich dabei nicht auch noch selber belügt).

Karmisches Denken

Was ist karmisches Denken? Karmisches Denken sind alle Vorstellungen jeglicher Art, welche Handeln und Erleben moralischer Qualität in einen moralischen Zusammenhang stellen, welcher den Unterschied zwischen Sein und Sollen aufhebt. Wer an Karma glaubt, glaubt also, dass die moralische Qualität von Handlungen sich stets in den Vorgängen der Welt niederschlägt, und dass diese wiederum durch dahinterstehende moralische Zusammenhänge erklärbar ist.

Dabei gibt es zwei Arten karmischen Denkens, welche an ihren jeweils eigenen Deutungsmustern erkennbar sind, sich aber trotzdem nicht ausschließen. Diese sind karmisches Denken im moralischen Ausgleich und Karma als Schicksalskraft.

Karmisches Denken im moralischen Ausgleich geht grundsätzlich davon aus, dass alle -und damit v.a. die schlechten- Taten eines Menschen ausgeglichen und damit ungeltend gemacht werden können. In der Praxis führt das dabei immer öfter dazu, dass man sich durch gute Taten zu schlechten Taten einen Freibrief verschafft, als dass man für diese nachträglich mit guten Taten büßt. Dabei lässt sich die schlechte Tat eines Menschen, entweder durch ein von ihm ausgehende gute Tat oder die von einem mit ihm im Vergleich (v.a. in Konfliktsituationen) stehende böse Tat eines anderen aufwiegen. Das führt entsprechend im ersten Fall zum moralischen Ablasshandel und im zweiten Fall zu Selbstgerechtigkeit und die von ihr angetriebenen Konflikte. Im jeden Fall aber liegt das Problem darin, dass karmisches Denken hier eine kritische Betrachtung einzelner Taten für sich genommen, v.a. im Bezug auf ihre Angemessenheit, verhindert.

Karma als Schicksalskraft geht davon aus, dass unser Schicksal einer magischen moralisch ausgleichenden Macht unterworfen ist, welche auf schlechte Taten (oder sogar Gedanken) ein schlechtes Leben und auf gute Taten bzw. Gedanken ein gutes Leben folgen lässt. Entsprechend, kann jedem immer nur das geschehen, was er verdient. Das bedeutet dann somit auch, dass alles was ihm geschieht auch verdient gewesen sein muss und dass ihm das was er verdient auch immer irgendwie geschehen wird. Das Problem hierbei ist entsprechend, dass dieses Denken blind für unnötiges und unverdientes Leid einerseits, sowie ungestraftes und ungehindertes Unrecht andererseits macht indem es einen Ausgleich dessen entweder durch Abrede oder durch ein falsches Versprechen von dessen schicksalshafter Notwendigkeit verhindert. Es hindert uns wieder einmal daran den Einzelnen und sein Leben für sich angemessen zu bewerten und zu behandeln und entsprechend angemessen zu helfen oder zu strafen.

Der Glaube an Karma ist somit hochgradig abergläubig, unsachlich und irreführend und entmächtigend, wird aber von vielen Menschen inoffiziell und unterschwellig trotzdem eingehalten oder zumindest erhofft. Aber warum ist das so? Weil es einfach leichter ist in einer Welt zu leben, die vermeintlich von alleine Gerechtigkeit schafft, als in einer solchen welche von uns erfordert sie zur Gerechtigkeit zu bringen.

Wenn allles seine Ordnung hat und alles so kommt wie es kommen muss, dann muss ich mich selber nicht fragen, warum es so ist, ob es so sein sollte und wie es denn anders möglich und besser wäre und was ich dafür nun tun müsste.

Aber eigentlich ist es genau das was ich tun sollte.

Und selbst wenn für mich der Glaube an mein Karma weiterhin gilt, so wird die Bemühung Karma zu bringen, anstatt darauf zu warten meinem eigenem Karma am Ende auch nicht schaden, sondern es im Gegenteil wahrscheinlich noch verbessern. Es ist also -und darin liegt die Ironie der ganzen Sache- in jedem fall, ob es Karma nun gibt oder nicht, irrational an es zu glauben und sich von diesem Glauben dann (fehl-)leiten zu lassen.

Ob die Welt und das Leben nun irgendwelchen magischen ausgleichenden Gesetzmäßigkeiten folgen oder nicht, es ist in jedem Fall nichts worum man sich kümmern sollte, weil es entweder falsch oder wenn es falsch dann doch immer noch überflüssig oder sogar ablenkend ist. Stattdessen liegt es an uns für Gerechtigkeit in der Welt zu sorgen und ihr zu überlassen ob sie es uns nun vergelten wird oder nicht.

Was ist Moralismus?

Die Moral kann auf zwei Wegen zum Moralismus führen, bzw. für diesen gebraucht werden, wobei der erste der einer grundsätzlichen, allgemeinen und universalen Vorstellung von ihr und der zweite der eines konkreten, programmatischen und oft flach begründeten Anspruchs im Sozialen oder Politischen ist.

Während eine grundlegende und universale Moral, dass Fundament für ein Gewissen ist unter dessen Leitung wir ein gutes Leben und harmonisches oder zumindest kooperatives Verhältnis zu unseren Mitmenschen entwickeln können, ist dieses Gewissen sobald es an eine Agenda verhurt wird seinem Zweck entfremdet und dieser zugleich durch seine moralistische Aufladung der Überprüfung entzogen.

Diese letztere Form wollen wir hier den politischen Moralismus nennen, weil er in seiner typischen Form und v.a. mit charakteristischer Systematik hauptsätzlich in der Politik zum Einsatz kommt. Diese ist wie folgt: Die Menschen haben ihr Verhalten untereinander nicht etwa nach freiem und selbstbestimmten Gebrauch ihrer Vernunft ausgehend von abtstrakten und allgemeinen Prinzipien, zu regeln sondern sich dabei an konkrete Maßgaben, Maßrgelen und v.a. Imperative zu halten, die mit der (scheinbaren) Autorität der Moral durch einen flachen, vagen, meist unbegründeten Appell an diese heraufbeschworen werden.

Das irgendwie in Frage zu stellen gilt dabei selber bereits als unmoralisch. Dabei wird natürlich übersehen inwieweit die Moral nicht zwangsläufig zu den sich auf sie berufenden Programmpunkten führen muss, weil sie einerseits nicht einheitlich ist und verschiedene Grundregeln in ihren Implikationen gegeneinander abwägen muss, und weil andererseits von diesen Grundregeln an sich schon keine eindeutige Folgerung auf konkrete Umstände möglich ist.

Aber selbst wenn man das schwache Verhältnis von Moral zu politischem Moralismus ausblendet, ergibt sich immer noch das Problem wie nun verschiedene politische Moralismen in ihrer Konkurrenz und Widersprüchlichkeit gegeneinander abgewogen werden können. Der Rückbezug auf die Grundsätze der Moral durch den freien und selbstbestimmten Gebrauch der Vernunft ist ja hierbei bereits ausgeschlossen, also kann weder die Moral noch die Vernunft hier zu Rate gezogen werden (weil sie beide zusammen ausgeschlossen werden und für sich alleine nicht entscheidend sein können).

Somit verliert der vernünftige und freie Diskurs hier sein Primat der Entscheidungsfindung; und wo nicht mehr nach den Regeln der Vernunft entschieden werden kann, da geht es nur noch nach den Regeln der Macht. Aber welche Macht ist es nach der im politischen Moralismus entschieden wird? Es ist die selbe Macht auf der er begründet ist, die Macht der Gefühle. Harte Macht im Sinne von Zwang und Gewalt kommen bisweilen auch zum Einsatz, allerdings immer nur als Folge der Macht der Gefühle, mit welcher sie sich nicht allzu stark oder allzu offen im Widerspruch befinden dürfen -zumindest vorerst. Die Gefühle durch die der politische Moralismus sich durchsetzt und verwirklicht, folgen hierbei einer abwärts eskalierenden Dialektik. Diese beginnt mit dem Apell an Ehre, Mitgefühl und Güte, führt dann zur Einberufung durch Pflicht, Schuld und Gehorsam, dann zu Angst, Hass und Missgunst gegen alle die sich Appell und Einberufung widersetzen und schließlich Egoismus, Opportunismus und Sadismus wenn man sich gegen diese durchzusetzen beginnt.

Kein Wunder also, dass bei einer solchen Entwicklung oft diejenigen sie am meisten antreiben welche in sich ohnehin schon die Neigung zu diesen Gefühlen und der mit ihr einhergehenden Machtausübung in sich tragen, und dabei oft auch noch glauben dass ausgerechnet sie sich in diesem Spiel am Ende gegen alle anderen durchsetzen werden.

Was ist Rechtschaffenheit?

Besser hart und fair, als weich und unfair.

Fair kann man nicht sein ohne hart werden zu müssen. Wer aber weich ist wird niemals fair sein können, und wer nur hart ist wird es niemals sein müssen.

Fairness verlangt nach Härte wie das Recht nach Stärke zu seine Umsetzung verlangt. Erst wenn beides zusammen kommt ist man wahrhaft rechtschaffen. Denn Recht ohne Stärke ist nur impotente Rechthaberei, Stärke ohne Recht ist Tyrannei und die Idee des Rechts des Stärkeren ist keins von beidem sondern nur Halbstärke in Gewand von Stärke und Recht.

Um hart und fair zu werden ist es notwendig erst fair zu sein und dann hart zu werden und bei der Härte erst hart zu sich und dann hart zu Anderen zu sein.

Denn wer erst fair ist, wird Härte und die Bereitschaft dazu sich immer genau in dem Maß wie sie notwendig sind aneignen.

Wer aber zuerst hart ist, wird weder Maß noch Grund finden um sich selbst im Zaum zu halten.

Wer erst hart ist, wird dies auch immer zuerst zu Anderen sein und es sich dabei so einrichten, dass er es zu sich nicht mehr sein muss.

Wer aber erst fair und demzufolge dann hart zu sich selber ist, der wird auf diese Grundlage dann auch hart zu Anderen sein und sie darin auch noch übertreffen können.

Denn nur durch Härte gegen sich selber entwickelt man wirkliche Selbstbeherrschung und Nehmerqualitäten. Und wer diese hat wird – sofern er sich nicht selber durch seine Hemmungen im Weg steht – immer dem überlegen sein der nur das Austeilen gelernt hat.

Wer dies alles erreicht, der ist hart und fair zugleich, zuerst hart und dann fair, zuerst von innen und dann nach außen, zuerst gegen sich selber und dann gegen Andere und kann dann wahrlich zu den Rechtschaffenen unter den Menschen zählen.

Denn was ist Rechtschaffenheit anderes als die Zusammenkunft von Gerechtigkeit und Stärke? Wir wissen bereits dass, Stärke ohne Gerechtigkeit stets zur Tyrannei entarten muss, während Gerechtigkeit ohne Stärke bloße Rechthaberei ist. So entarten Gerechtigkeit und Stärke für sich genommen jeweils auf ihre eigene Art und können im Gegenzug immer nur zusammen in ihrer eigentlichen Form verwirklicht werden. In dem Maß in dem wir dies tun gewinnen wir an Rechtschaffenheit und dadurch auch an Charakter. Denn Charakter wird dadurch geformt, dass wir unser Handeln an Grundlagen ausrichten welche weder in unseren Trieben noch in äußeren Einflüssen liegen. Diese lassen sich nur in unserem Gewissen finden und dieses wiederum kann sich nicht ohne stetige Wechselwirkung mit unseren Taten in einer rechtschaffenen Lebensführung verwirklichen.

Wahre Helden glänzen nicht

Wir wollen gerne glauben, dass ein Sieg immer einen Gewinn mit sich bringt, ein Triumph bedeutet dass wir uns verbessern, Mut sich bewährt und Tapferkeit stets belohnt wird. Die Realität allerdings sieht oft ganz anders aus.

Denn nichts im Leben kommt ohne seinen Preis, genauso das Heldentum. Helden zahlen für ihre Taten durch den Schaden der damit einhergeht; entweder weil sie ihn dabei erleiden oder weil sie ihn vorher schon hatten und dadurch erst dazu befähigt wurden; nicht selten auch beides zusammen. Den Sieg kann es niemals ohne Kampf geben, Triumph nicht ohne Widrigkeiten, Mut nicht ohne Gefahr und Tapferkeit nicht ohne Schmerzen. Alles davon ist immer eine Strapaze für den Menschen und hinterlässt als solche stets ihre Spuren in Körper und Seele. Einigermaßen geschützt davor sind oft nur diejenigen, deren Seele sich deshalb nicht mehr verletzen und beschädigen lässt, weil sie eben schon kaputt ist, so dass bei ihr nicht mehr getroffen werden kann was auch gar nicht mehr intakt da ist.

Mögen wir auch durch die Konfrontation mit dem Bösen, der Gefahr und allen anderen dazugehörigen Widrigkeiten an Stärke, Besonnenheit und Durchhaltevermögen hinzugewinnen so machen wir dabei doch stets Eindrücke und Erfahrungen, welche einmal erst gesehen nie wieder ungesehen gemacht werden können.

Knochen mögen stärker wieder zusammenwachsen und Wunden mit der Zeit verheilen. Narben genauso wie die schmerzhaften Erinnerungen die mit ihnen verbunden sind, bleiben jedoch für immer bei uns, zeichnen uns, werden mit der Zeit zu einem Teil von uns und begleiten uns fortan in jedem Moment unseres Lebens.

Der glänzenden weiße Ritter auf hohem Ross der wir selber gerne sein würden und den wir uns gerne für uns wünschen, ist also eine Fantasie die es so nie in der realen Welt geben kann. Wer hier ein Ritter ist, muß entweder düster und verschrammt oder ein untauglicher Blender sein.

Versteht man also was Heldentum in Wirklichkeit bedeutet, dann versteht man auch warum es gleichermaßen unangemessen ist es zu verehren wie es zu verachten. Denn beide Urteile beruhen darauf, dass man es als gewinnbringend betrachtete. Demnach sieht man es dann entweder als ein brutales, rücksichtsloses und opportunistisches Kalkül oder als eine glorreiche Demonstration von Stärke und Überlegenheit. In Wahrheit jedoch ist Heldentum nicht eine Angelegenheit des Gewinns sondern eine des Opfers und verdient als solche Wertschätzung je nachdem wofür und in welchem Ausmaß dieses Opfer erbracht wird -oder eben nicht.

Wo aber das Opfer überwiegt oder sogar komplett überflüssig ist, kann es auch kein Heldentum geben. Dann ist es einfach nur ein Opfer und erfordert als solches die Frage danach wem, wenn nicht dem Eigenen man es nun wirklich erbringt.

Und wo die Frage nach dem Wert des Opfers durch die pauschale Heroisierung der Opferbereitschaft ohne Sinn und Verstand hochgehalten wird, da ist sie auch kein Tugend von Helden mehr sondern eine von Sklaven. Denn ein Opfer kann immer nur so gut sein, wie das wofür es erbracht wird und dieses wiederum immer nur so gut wie ein kritische Prüfung durch den Verstand es zulässt. Wo diese nicht stattfindet oder gar nicht erst erlaubt wird, da sollen nicht Löwen geweckt sondern Packesel herbeigezüchtet werden.

Heldentum ist also nicht wesentlich glorreich und glanzvoll sondern immer ein Opfer. Und auch als solches ist es nicht wesentlich sinnvoll, sondern immer nur so sinnvoll wie die Werte und Menschen für die man es erbringt. Wo diese übergangen und das Heldentum pauschal verurteilt oder verehrt wird, sollte man sich fragen welche Werte und Menschen denn hinter solch einer Sichtweise stehen könnten.

Frieden ist eine Illusion

Jeder Versuch aus Menschen eine Herde von Schafen machen zu wollen, kann in der Wirklichkeit immer nur darin resultieren eine Grube von Schlangen zu schaffen.

Denn dort, wo sich jeder offene Ausdruck und jede direkte Auslebung von Aggression (sowie bei allen anderen Trieben auch) einfach verbietet, drängt es sie in Wirklichkeit immer nur in den Hintergrund, von dem aus sie dann in verdeckten und indirekten Bahnen weiterwirken, während sich über das Ganze dazu noch der Schleier einer selbstverständlich genommenen Überwindung der Aggression legt.

Denn schließlich streiten die Menschen sich untereinander nicht einfach aus Spaß an der Freude der ganzen Sache -obwohl es das auch gibt- sondern meistens, weil sie ausserhalb und vor dem Konflikt liegende Gründe dafür haben, die in einer endlichen und bestimmten Welt unvermeidbar sind und zu Konkurrenz- und Differenzkonflikten führen müssen.

Es wird immer der eine haben was der andere will (Konkurrenz) oder wollen was ein anderer wieder nicht will (Differenz), wobei sich keine für beide maximal zufrieden stellende Lösung finden lässt und ein Kompromiss immer ein Verlust für einen oder beide ist. Und wenn diesen Kompromiss nicht hinzunehmen für einen oder mehrere Beteiligte mehr Aussicht an Gewinn als auf Verlust im Konflikt bedeutet, so ist dieser entsprechend vorprogrammiert.

Die Ursache für Konflikte liegt also nicht immer im Menschen selber, sondern darin dass er für ihn als eine lohnende oder sogar notwendige Option im Raum steht. Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sie macht auch Konflikte, genauso wie sie Lügen, Heuchelei, Verrat, Betrug und alle sonstigen Formen antisozialen Verhaltens hervorbringt.

Denn das meiste antisoziale Verhalten offenbart sich bei genauerer Untersuchung in Wahrheit als sozial parasitäres Verhalten, welches nicht durch Boswilligkeit sondern durch subjektive und objektive Gewinnaussichten motiviert ist.

Das ist nicht zuletzt auch deshalb der Fall, weil wir Menschen grundlegend statusorientiert sind und deshalb nicht nur absolute sondern auch relative Gewinne anstreben -und diese bisweilen sogar noch mehr. Wir wollen nicht einfach nur mehr, wir wollen mehr als die Anderen -manchmal auch dadurch, dass wir andere und uns zugleich runterziehen, solange wir sie dabei nur am Ende vergleichsweise überholt oder auch nur eingeholt haben. Es muss einem nur nachher vergleichsweise besser gehen als dem Anderen, dann hat man schon an Status gewonnen, selbst wenn man sich dabei zerstört.

Aber auch ausserhalb von diesen vergleichsweise rationalen Konfliktgründen, gibt es immer noch genug Missbilligung, Missgunst, Missfallen, Selbstsucht und Feindseligkeit um die Menschen dazu zu bringen sich gegenseitig zu bekämpfen auch wenn sie nicht mal die Aussicht auf einen relativen Gewinn dabei haben. Schließlich bilden wir uns ständig ein Bild und damit auch ein Urteil von unseren Menschen (wir können ja gar nicht anders). Und das erfordert qualitative Unterscheidungen zwischen besser und schlechter und muss dadurch dazu führen, dass durch diesen Vergleich immer irgendjemand schlechter dasteht und von uns entsprechend mit negativen Gefühlen belegt wird. Und was mit negativen Gefühlen belegt ist, wird nicht nur abgewertet sondern tendentiell auch als stören empfunden.

Unabhängig von unserem reinen Urteil über andere wird unsere Bewertung dazu noch durch unser emotionales Eigeninteresse und bei diesem v.a. durch unser Bestreben unseren Selbstwert und alles was mit ihm verbunden ist (und was ist das nicht?) zu wahren motiviert. Hier haben wir ebenfalls viele Gründe andere als schlecht zu bewerten, solange sie uns nur unangenehm werden. Vielleicht ist der Andere nicht so wie wir ihn haben wollen, vielleicht ist er uns nicht gut genug, vielleicht ist er uns aber auch zu gut, vielleicht stört er unser Weltbild, vielleicht stört er unser Selbstbild, vielleicht war er aber auch einfach nur zur falschem Zeit am falschen Ort und musste als Blitzableiter für unsere schlechte Stimmung und unsere negativen Gefühle herhalten.

Es wird so zu einer Angelegenheit von Überzeugung durch Urteil sowie emotionalem Interesse gegen das so entstandene Schlechte vorzugehen -unabhängig davon wie schlecht es tatsächlich für uns ist. Ursächlich ist dabei oft eines: unsere Neigung zum Vergleich. Das wir Vergleichen und Urteilen ist dabei im Leben allgemein notwendig und unvermeidlich.

Entscheidend für unsere Urteile und damit für Konflikt ist es jedoch, was womit verglichen wird und nach welchen Maßstäben dies geschieht. Hier lassen sich tatsächlich jede Menge unnötige Konflikte -und die emotionale Belastung die mit ihnen einhergeht- durch genügend Umsicht und Weitsicht vermeiden.

Da der Konflikt unter den Menschen also rational und emotional geradezu vorprogrammiert ist, wird er sich wie so vieles in der Natur und im Menschen immer einen Weg bahnen, sollte ihm dieser verwehrt werden.

Wo man sich nicht mehr schlagen darf, da beleidigt man sich, aber wo man sich nicht einmal mehr beleidigen darf, da bringt man Aggression zur Wirkung, ohne sie dabei direkt zum Ausdruck zu bringen. Anstatt von Steinen wirft man sich dann Lügen, Unterstellungen und Verleumdungen an den Kopf und anstatt Missfallen direkt gegenüber anderen zum Ausdruck zu bringen bringt man es indirekt hinter ihnen zur Wirkung.

Unter dieser Perspektive entpuppt, sich das moderne Selbstverständnis die Barbarei überwunden zu haben als eine illusionäre Halbwahrheit. Wir mögen es geschafft haben Gewalt und Aggression auf der körperlichen und direkten Ebene unterdrückt zu haben, haben sie aber dafür auf die psychosoziale Ebene und in indirekte Formen gedrängt und ihr durch unseren Hochmut und unsere Ignoranz zugleich dafür den Weg geebnet.

Die Probleme unserer Zeit sind somit nicht mehr grosse Kriege und offen brutale Schreckensherrschaften, sondern ein allgemeines Klima der Verstellung, der Heuchelei und der Prätention, welches die Wahrung des „guten“ (also friedlichen) Scheins unser Taten vor ihrer tatsächlichen Auswirkung betont. Es ist auf dem Nährboden dieses Klimas, wo das Schlechte nun in neuer Form im Schatten unseres Selbstverständnisses als friedfertige und zivilisierte Menschen in Form von Intrigen, Korruption, Unterwanderung und Perversion und sonstigen Formen verhohlener Schadhaftigkeit heranwuchert. Und nicht nur das: Wie jede Scheinheiligkeit, so schadet auch diese dem Guten in dessen Gewand sie sich tarnt genauso wie sie es durch das Schlechte das sie damit verbirgt tut.

Besser wäre es also wir würden zu den dunklen Seiten unseres Daseins offener stehen und lernen, dass wir deren Existenz akzeptieren können ohne sie bejahen zu müssen. Und wenn wir das tun, erkennen wir dass es klüger ist sie zu kanalisieren anstatt sie zu unterdrücken, genauso wie ein Fluss sich nicht einfach aufstauen lässt und seine Kraft für uns genauso nutzbringend wie zerstörerisch entfalten kann, sofern wir mit ihm nur richtig umzugehen wissen.

Was ist Reduktionismus?

Reduktionismus im Denken ist die geistige Vorstufe zum Extremismus der Taten. Genauso wie es dem Extremismus im Handeln immer und überall um eine Sache und tendentiell auch nur um diese geht, geht es dem Reduktionismus beim Denken genauso immer nur um eine bestimmte Idee.

Nur unterscheidet sich der Reduktionismus vom Extremismus darin, dass er nicht annähernd so auffällig und anstößig ist auch wenn er auf indirektem Weg genau die selbe verheerende Wirkung entfalten kann.

Dies ist gerade auch deshalb so, weil Reduktionismus der Funktionsweise unseres Verstandes sowie der Struktur der Realität oft recht naheliegend ist. Denn es ist tatsächlich oft der Fall, dass es bei allem -oder zumindest vielem- oft nur um eine -oder zumindest wenige- Sachen geht.

Eine beliebige Größe hat schließlich fast immer auf alles einen Einfluß und oft auch -für die Verhältnisse unseres beschränkten Verstandes- auf vieles einen entscheidenden. Dies ist bedingt durch die Größe und Komplexität der Welt. Da direkt oder indirekt in ihr alles mit allem zusammenhängt ist es fast unmöglich in ihr irgendeine Größe zu verändern, ohne dass sich das nicht auf alle Anderen auswirken würde. Und wo sich eine Größe auf alle Anderen auswirken kann, da ist es leicht je mehr man sich damit beschäftigt sie umso mehr an Bedeutung zu überschätzen.

Aber genau aus dem Grund aus dem eine Größe tendentiell alles verändern kann, kann sie auch in selbem Maß tendentiell durch alles verändert werden. Nur leider ist unser Verstand so eingerichtet, dass uns ersteres intuitiv sofort einleuchtet und letzteres angestrengtes und prüfendes Nachdenken erfordert. So ist es kein Wunder, dass wir eher dazu neigen von einer Idee sobald wir sie einmal haben auf alles Andere zu folgern, aber dabei vergessen uns zu fragen von welchen Ideen aus wir dazu parallel noch folgern müssten und welche Rückwirkungen auf das Objekt unserer Idee wir dabei noch zurückverfolgen müssten. Dass wir diese Idee dann natürlich überschätzen ist nur eine notwendige Folge unserer Denkart.

Wir sehen leicht und gerne wie das Eine die Vielen verändert und beeinflusst, schwer und selten aber wie die Vielen das Eine beeinflussen und verändern. Und selbst, dann übersehen wir noch das es meistens eben nicht das eine Eine sondern mehrere Eine gibt, deren Folgen wir eigentlich auch mit berücksichtigen müssten. Stattdessen picken wir und aus den vielen Einen nur ein ganz bestimmtes Eines heraus und machen dieses dann zu unserem Einzigem aus dem heraus wir nun versuchen alles zu erklären.

Und genau das ist Reduktionismus, der Versuch durch Eines Alles zu erklären um dabei geistigen Aufwand zu sparen und illusorische Klarheit zu gewinnen.

Spiele dumme Spiele, gewinne dumme Preise

Im Leben ist es allgemein so, dass alles seinen Preis hat und man von sich aus nichts ohne ein Gegenleistung in Form des nötigen Aufwands bekommt. Aber trotzdem denken wir gerne, wir könnten uns von dieser universellen Regel ausnehmen wenn es darum geht von anderen etwas zu bekommen.

Wir machen leere Andeutungen und Versprechungen, greifen zu Tricks und Kniffen jeglicher Art, drohen und belästigen Andere, lügen und betrügen, verzerren und verschleiern uns und die Wirklichkeit und manipulieren auf jede nur erdenkliche Art und Weise. Diese Methoden mögen funktionieren und etwas bewirken, sie kommen aber über die Zeit mit immer mehr Nebenwirkungen und steigenden Kosten bei sinkendem Nutzen für ihre Anwender. Sie färben stets auf ihre Resultate ab und verderben sie uns dadurch.

So kriegen wir zwar, etwas aber niemals das was wir wirklich gewollt haben, weil wir es einerseits selber untergraben und weil wir uns dazu dabei auch noch so verändern, dass wir wenn wir es kriegen würden nichts mehr davon haben könnten. Warum? Manipulation beruht auf Falschheit. Und wo wir selber falsch sind, wie können wir da erwarten, dass Richtige zu bekommen?

Und wäre es nicht genug, dass unser manipulatives Verhalten uns auf die Dauer nur selber schadet, so werden wir dazu auch noch mit den Rückwirkungen der Schäden rechnen müssen die wir dabei bei anderen angerichtet haben.

Gängele und dränge Andere dazu deinem Willen zu gehorchen und du wirst dir als Untergebene nur Feiglinge einhandeln, die stets so wenig wie nötig für dich tun werden wenn sie es müssen und so viel wie möglich sobald sie es können gegen dich tun werden.

Lüge und Betrüge und du wirst dir nur Idioten, Narren und Opportunisten einhandeln. Erstere taugen nicht, zweitere werden dir sogar noch zur Last fallen und Letztere schließlich werden dir in den Rücken fallen sobald sie die Gelegenheit dazu wittern.

Verhöhne und Lästere über Andere und du machst dich selber nur verächtlich.

Behandele andere ohne Respekt und Rücksicht auf ihre Würde herab und du verlierst selber den Respekt der Menschen und deine Würde in ihren Augen.

Verrate Andere und die Leute werden dich verstoßen, deine (ehemaligen) Feinde verachten und alle anderen dich verstoßen.

Täusche deine Mitmenschen durch falsche Versprechen und Verführung und du verschuldest dich mit den von dir erzeugten falschen Erwartungen, so dass sie es dir entweder zurückzahlen oder dir einfach nichts mehr abnehmen werden.

Spiele den Anderen eine falsche Pose vor und sie wird zu deinem eigenem Gefängnis und am Ende zur Folter für dich werden.

Und nicht nur das. Ist man einmal auf den falschen Weg geraten so muss man auf ihm immer weiter und immer härter fortschreiten um auf ihm im Moment nicht zu fallen auch wenn man damit auf den kommenden Sturz in der Zukunft nur immer schneller hinzu stolpert.

Wer einmal mit Lügen anfängt, muss immer weiter und immer mehr Lügen um nicht aufzufliegen und erhöht damit doch nur die Wahrscheinlichkeit, dass er es letztendlich wird.

Wer ein Netz aus Intrigen spinnt, wird es am Ende selber nicht mehr überblicken und kontrollieren können und sich nur in ihm verheddern oder sogar noch selber darin erhängen.

Wer einmal das Vertrauen der Menschen bricht, der wird von immer wenigeren, immer weniger und immer schwerer noch Vertrauen abgewinnen und ausnutzen können.

Wer unterdrückt und ausbeutet muss immer mehr Menschen bekämpfen und unterwerfen und macht sich im selben Maß auch immer mehr Feinde, bis es dann doch irgendwann einfach zu viele sind.

Letztendlich ist Manipulation wie eine Droge (oft ist sie auch dazu noch tatsächlich eine Droge). Man kriegt am Anfang und ab und zu zwischendurch einen Boost kombiniert mit einem High, wird aber abhängig davon zahlt einen immer höheren Preis dafür und geht daran immer mehr zu Grunde

Der Preis den wir dafür zahlen, ist der mit Zinsen erweiterte Preis vermiedener ehrlicher und notwendiger Arbeit. Wir bezahlen ihn mit unserer eigenen Seele, mit dem Verlust von der Liebe unserer Mitmenschen, mit Verlust unserer Orientierung und Selbstbeherrschung im eigenen Leben, mit unserer eigenen Vitalität und Lebendigkeit; kurz also mit allem was uns zum Menschen macht. Oder mit den Worten von Martin Luther: „Was nütze es dem Menschen wenn er für sich die Welt gewänne, aber dabei doch seine ganze Seele verlöre“. Nur gewinnen wir oft nicht einmal die Welt -oder auch nur einen Teil von ihr- für uns und verlieren dazu noch schnell vielmehr als nur unsere Seele.

Denker oder Macher

Wir Menschen neigen oft dazu uns gegenseitig in zwei Sorten zu unterteilen, eine davon dann als besser zu bewerten und uns -rein zufälligerweise natürlich- dann meistens auch dieser zuzuordnen. Eine dieser Dichotomien ist die zwischen Denkern und Machern. Aber wie sinnvoll ist diese Unterscheidung überhaupt?

Müsste man sich dann nicht dazwischen entscheiden entweder nur hirnlos zu handeln oder nur tatenlos zu denken? Ist es nicht eigentlich so, dass Denken und Machen sich gegenseitig bedingen und beeinflussen und erst dann in Konflikt miteinander kommen, wenn man sie einzeln oder zusammen nicht richtig ausführt?

Wer klar und konsequent denkt, wird darauf notwendigerweise auch so handeln müssen. Wer tatkräftig und fokussiert etwas bewegen will, wird dabei genauso darüber nachdenken müssen.

Sind aber nicht vielmehr beide Formen -die des Denkens und die des Machens- nur dann wirklich sinnvoll und effektiv wenn sie sich nicht mit sich selbst sondern gemeinsam mit einem außerhalb von ihm liegenden Gegenstand befassen? Werden sie dann nicht dadurch, dass sie ein gemeinsames Objekt des Handelns und des Denkens haben, durch dieses auch wieder zusammengeführt werden müssen?

Und erfordern nicht Denken und Machen von uns letztendlich die gleichen Qualitäten und die gleiche Herangehensweise?

Damit sie gelingen braucht es jeweils Objektivität, Sachlichkeit, Vernunft und Konsequenz. Übt man sie in der einen Form so führen sie uns notwendig zur anderen und prägen sich dieser dann stets genauso auf. Übt man sie am Umgang mit einem Objekt, so werden sie zwangsläufig unser Denken und Handeln durchdringen und durch diesen Prozess zusammengeführt werden müssen.

Vielleicht sollten wir uns also nicht vor die Wahl stellen ob wir lieber Denker oder Macher sein wollen, sondern vor die in welchem Umgang und auf welche Art wir es sein wollen. Und zwar in genau der Reihenfolge: Aus der Auseinandersetzung mit einem Objekt, gewinnen wir die richtige Art des Umgangs mit ihm und aus dieser dann auch die richtige Art des Denkens und Handelns und schließlich die Fusion von beidem. Diese Reihenfolge geht dabei entgegen der natürlichen Wirkrichtung von Subjekt über Tätigkeit zum Objekt entgegen, nicht aber weil sie diese aufheben würde, sondern weil sie sie als rückwirkendens Feedback ergänzt welches unser normales Wirken dazu bringt auch ein richtiges zu werden.

Und ist es nicht bei vielen Dingen in unserem leben ganz genau so? Müssen wir nicht oft der natürlichen Richtung entgegen vorgehen um diese erst zu vervollständigen? Leben wir nicht vorwärts aber müssen uns ständig rückwärts berichtigen?