Nur zur Klarstellung: Ein Verräter ist nicht einfach der welcher Erwartungen nicht genügt, sondern der welcher sich unter Missbrauch des ihm gewährten und von ihm entgegengenommenen Vertrauens, zum eigenen Nutzen und zum Schaden der eigenen Leute gegen diese und zu ihrem Feind wendet.
Julius Cäsar sagte einst „Ich liebe den Verrat, aber ich hasse den Verräter“. Und wie könnte es auch anders sein? Denn was sagt ein Verräter durch seine Tat anderes über sich aus, als dass er weder zu gebrauchen noch auf Dauer annehmbar oder auch nur hinnehmbar ist?
Der Verräter mag sich persönlich einen Vorteil verschaffen und dabei meinen sich beim Feind einschmeicheln zu können, doch wenn dieser auch nur einen Funken Verstand hat, so wird er verstehen dass er den Verräter nur solange braucht und tolerieren muss und auch gar nicht weiter tolerieren kann, bis die Gruppe die er verraten hat besiegt und der Verräter dadurch nur noch eine Last und Gefahr geworden ist. Denn wie kann man erwarten, dass er einem selber die Treue hält, wenn er es schon bei seiner ursprünglichen Gruppe zu der auch gehört hat nicht konnte? Und wer will schon jemanden behalten der so billig ist, dass er sich kaufen lassen hat? Und wozu soll er noch nützlich sein wenn er sich gegen seine ursprüngliche Gruppe nicht mehr nutzen lässt weil sie ja schon besiegt ist?
Der an den du dich verraten hast, weiß nun was du weißt und wer du bist, sowie dass du weißt was er ist genauso wie er weiß, dass du weißt was er weiß. Und mit all diesem Wissen über dich und sein Verhältnis zu ihm kann er nur zu dem Schluss kommen, dass bei dir für ihn nichts mehr zu holen ist, aber für dich bei ihm oder von anderen durch dich noch bei ihm. Und wie könnte er so einen Zustand weiterhin hinnehmen? Und würde er wenn er es täte und weiter gemeinsame Sache mit dem Verräter macht nicht auch über sich selber aussagen, dass man ihm genau so wenig trauen kann wie dem Verräter selber? Denn während man sich beim Verräter fragen muss, wer er denn ist, dass er sich auf den Feind einlässt, muss man sich beim Feind fragen, wer er denn ist, dass er sich auf Verräter einlässt.
Und nicht nur das. Der Verräter wird nicht nur bei denen an die er seine Leute verraten hat, keinen Platz finden könnnen, sondern bei überhaupt niemanden der ihn als das kennt, zu dem er sich durch seine Tat selber gemacht hat. Denn genauso wie man den der einmal gelogen hat nicht mehr glaubt, traut man auch dem der einmal verraten hat nicht mehr. Der Lügner und der Verräter teilen schließlich die Gemeinsamkeit, dass sie das Vertrauen und das ihm implizite Versprechen das sie gebrochen haben, nie wieder zurückgewinnen oder wieder gutmachen können, weil nun keiner dieser Versuche mehr ernst genommen werden kann. Gewöhnliche Missetaten mag man als Fehler eingestehen (natürlich kann Lüge oder Verrat auch ein Fehler sein), um Versöhnung bitten und dafür Büße tun, aber bei Lüge und Verrat verhält es sich anders: Jeder Versuch die eigene Ehrlichkeit oder Treue zu beweisen steht nun unter dem Verdacht sie in Wahrheit nur vorzutäuschen.
Das einzige was der Verräter am Ende seiner Tat also erreichen wird, ist dass er von seiner alten Gruppe als bösartig verhasst, von seiner neuen als lästig verachtet und von allen anderen als unzuverlässig gemieden werden wird. So wird er dann wohin er sich auch wendet entweder verfolgt und vernichtet, entsorgt und ausgetauscht oder gemieden und ausgestossen werden.
Somit ist es das Schicksal eines jeden Verräters, durch seine Taten an denen die er verraten hat sich auch immer selbst mit zu verraten (im doppelten Sinn) und bei denen an die er sie verraten hat wiederum sich gegenüber Verrat einzuladen.
Das Schicksal eines Verräters folgt also stets der karmischen Ironie, dass er mit jedem mal wo er weiter gegen seine eigenen Leute arbeitet immer weiter gegen sich selbst arbeitet, und dass dadurch dass er sie in eine Falle bringt er sich selber seine eigene schafft.