Wer macht hat Macht; und wer Macht hat, kann machen. Ohne Macht ist also nichts zu machen.
Macht und Machen gehören somit untrennbar zusammen. An sich sind sie dabei vollkommen neutral. Es geht ja darum, was genau gemacht wird und nicht darum ob oder wie viel etwas gemacht wird.
Dennoch misstrauen wir instinktiv der Macht. Z.T. gehen wir dabei sogar so weit, die Macht an sich als etwas Schlechtes zu sehen. Das tun wir allerdings nicht ohne guten Grund.
Schließlich bietet Macht auch immer das Potential zu ihrem Missbrauch. Je mehr man dabei von ihr hat, umso leichter lässt sie sich missbrauchen und umso schwerer kann man dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Dennoch beruht dies auf einer Verwechslung, einerseits zwischen gutem und schlechtem Gebrauch von Macht und andererseits zwischen dem Gebrauch von Macht allgemein und dem Streben nach ihr.
Zwar ist dabei das Streben nach Macht an sich auch nichts Böses, liegt aber oft dem Bösen nahe.
Macht ist immer nur sinnvoll als ein Mittel zum Zweck zu gebrauchen.
Wird das Streben nach Macht aber zum Selbstzweck, so führt dies zwangsläufig dazu, dass wir uns im Übermaß anderer Menschen bemächtigen.
Oft nimmt dies böswillige und sadistische Züge an, da uns nichts so sehr Macht über andere Menschen beweist, wie diese gegen ihren Willen und ihr Wohl zu dominieren. Genauso liegt die Ursache eines übermäßigen Machtstrebens aber auch oft in eigenen kranken und übermäßigen Begierden, welche zu ihrer Erfüllung Macht erfordern. So führt die Verdorbenheit zur Macht, genauso wie die Macht zur Verdorbenheit.
Dummerweise treiben es dabei genau derartig verdorbene Menschen mit ihrem Streben nach Macht oft am weitesten und finden sich somit auch am meisten in den höchsten Positionen der Macht wieder. Damit haben sie nicht nur die größte Macht, sondern auch die größte Sichtbarkeit. Dadurch aber gewinnen wir leicht ein verzerrtes Bild der Macht, wodurch tragischerweise genau diejenigen ihr fernbleiben, welche ihr am meisten würdig wären.
Da Macht so oft in die Hände schlechter Menschen gerät, halten wir sie selber für schlecht und halten uns von ihr fern, wobei wir sie so nur noch mehr schlechten Menschen überlassen: eine selbsterfüllende Prophezeiung und ein Teufelskreis zugleich.
Es ist also an sich nichts schlecht an der Macht, sondern immer nur an ihrem Gebrauch, bzw. den Menschen, die sie gebrauchen. Genauso wenig ist es an sich tugendhaft sich ihr zu enthalten. Dennoch verdienen unsere Befindlichkeiten mit ihr eine gewisse Berücksichtigung.
Denn jede Macht hat immer ihren Preis. Zu allem, was wir mit ihr machen können, gibt es immer das, was wir für sie machen müssen. Letzteres läuft dabei stets Gefahr, Ersteres zu vereinnahmen. Die Mittel überformen mit der Zeit den Zweck und die Wirkung dessen, was man damit urprünglich erreichen wollte. Es trumpft also was man tun muss, die Absichten dessen was man ursprünglich damit bewirken wollte, oft auch bereits von Anfang an.
So sollte man sich bei allem Gebrauch der Macht stets fragen, was man für die Macht tut, was man mit ihr macht und bewirkt und wie beides sich gegeneinander aufwiegt und noch den ursprünglichen eigenen Absichten entspricht. Wo es das nicht mehr tut, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man bei all der Macht, die man haben und ausüben mag, nicht genau die Macht verloren hat, auf die es letztendlich mehr als alles andere ankommt: Die Macht über sich selber, das eigene Leben und Wirken in der Welt und damit auch die Macht über die Macht selber. Denn Macht zu haben ohne die eigene Macht über diese ist letztendlich die größte Ohnmacht von allen.
Wer sich selbst nicht hat, kann so viel haben wie er will. Ist er darüber nicht erhaben, so bedeutet es alles nichts. Genauso mit der Macht: So viel man von ihr auch haben mag, hat man über sie selber keine Macht, so ist sie vollkommen bedeutungslos.