Macht und Machen

Wer macht hat Macht; und wer Macht hat, kann machen. Ohne Macht ist also nichts zu machen.

Macht und Machen gehören somit untrennbar zusammen. An sich sind sie dabei vollkommen neutral. Es geht ja darum, was genau gemacht wird und nicht darum ob oder wie viel etwas gemacht wird.

Dennoch misstrauen wir instinktiv der Macht. Z.T. gehen wir dabei sogar so weit, die Macht an sich als etwas Schlechtes zu sehen. Das tun wir allerdings nicht ohne guten Grund.

Schließlich bietet Macht auch immer das Potential zu ihrem Missbrauch. Je mehr man dabei von ihr hat, umso leichter lässt sie sich missbrauchen und umso schwerer kann man dafür zur Verantwortung gezogen werden.

Dennoch beruht dies auf einer Verwechslung, einerseits zwischen gutem und schlechtem Gebrauch von Macht und andererseits zwischen dem Gebrauch von Macht allgemein und dem Streben nach ihr.

Zwar ist dabei das Streben nach Macht an sich auch nichts Böses, liegt aber oft dem Bösen nahe.

Macht ist immer nur sinnvoll als ein Mittel zum Zweck zu gebrauchen.

Wird das Streben nach Macht aber zum Selbstzweck, so führt dies zwangsläufig dazu, dass wir uns im Übermaß anderer Menschen bemächtigen.

Oft nimmt dies böswillige und sadistische Züge an, da uns nichts so sehr Macht über andere Menschen beweist, wie diese gegen ihren Willen und ihr Wohl zu dominieren. Genauso liegt die Ursache eines übermäßigen Machtstrebens aber auch oft in eigenen kranken und übermäßigen Begierden, welche zu ihrer Erfüllung Macht erfordern. So führt die Verdorbenheit zur Macht, genauso wie die Macht zur Verdorbenheit.

Dummerweise treiben es dabei genau derartig verdorbene Menschen mit ihrem Streben nach Macht oft am weitesten und finden sich somit auch am meisten in den höchsten Positionen der Macht wieder. Damit haben sie nicht nur die größte Macht, sondern auch die größte Sichtbarkeit. Dadurch aber gewinnen wir leicht ein verzerrtes Bild der Macht, wodurch tragischerweise genau diejenigen ihr fernbleiben, welche ihr am meisten würdig wären.

Da Macht so oft in die Hände schlechter Menschen gerät, halten wir sie selber für schlecht und halten uns von ihr fern, wobei wir sie so nur noch mehr schlechten Menschen überlassen: eine selbsterfüllende Prophezeiung und ein Teufelskreis zugleich.

Es ist also an sich nichts schlecht an der Macht, sondern immer nur an ihrem Gebrauch, bzw. den Menschen, die sie gebrauchen. Genauso wenig ist es an sich tugendhaft sich ihr zu enthalten. Dennoch verdienen unsere Befindlichkeiten mit ihr eine gewisse Berücksichtigung.

Denn jede Macht hat immer ihren Preis. Zu allem, was wir mit ihr machen können, gibt es immer das, was wir für sie machen müssen. Letzteres läuft dabei stets Gefahr, Ersteres zu vereinnahmen. Die Mittel überformen mit der Zeit den Zweck und die Wirkung dessen, was man damit urprünglich erreichen wollte. Es trumpft also was man tun muss, die Absichten dessen was man ursprünglich damit bewirken wollte, oft auch bereits von Anfang an.

So sollte man sich bei allem Gebrauch der Macht stets fragen, was man für die Macht tut, was man mit ihr macht und bewirkt und wie beides sich gegeneinander aufwiegt und noch den ursprünglichen eigenen Absichten entspricht. Wo es das nicht mehr tut, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man bei all der Macht, die man haben und ausüben mag, nicht genau die Macht verloren hat, auf die es letztendlich mehr als alles andere ankommt: Die Macht über sich selber, das eigene Leben und Wirken in der Welt und damit auch die Macht über die Macht selber. Denn Macht zu haben ohne die eigene Macht über diese ist letztendlich die größte Ohnmacht von allen.

Wer sich selbst nicht hat, kann so viel haben wie er will. Ist er darüber nicht erhaben, so bedeutet es alles nichts. Genauso mit der Macht: So viel man von ihr auch haben mag, hat man über sie selber keine Macht, so ist sie vollkommen bedeutungslos.

Warum kann uns Horror gefallen?

Dass man am Horror Gefallen finden kann, ist erst einmal widersprüchlich. Schließlich ist die mit ihm verbundene Angst ja kein angenehmes oder anstrebenswertes Gefühl. Nicht umsonst versuchen wir im normalen Leben all die Dinge zu vermeiden, welche uns Angst machen. Warum aber tun wir das dann nicht auch in ihrer künstlerischen Darstellung im Horror?

Hier müssen wir zunächst einmal zwischen der Konfrontation mit der Angst und der Konfrontation mit dem Ängstigenden unterscheiden. Man kann also auch Gefallen am Horror finden, ohne dabei Angst haben zu müssen. Der Gefallen am Horror kann also sowohl in der Distanz als auch in der Nähe zu ihm liegen.

In der Nähe zum Horror liegt der Gefallen an ihm im Gefühl der Erleichterung und auch in einer gewissen Form von Macht, wobei beide in einer simulierten Überwindung des im Horror präsentierten Schreckens begründet sind. Dies wird manchmal noch durch das Gefühl der Überlegenheit gegenüber der Idiotie und Hilflosigkeit der im Horror agierenden Opfer verstärkt. Hier ist das Setting wieder entscheidend: Als Beobachter zu erkennen, was man besser machen könnte, ist stets leichter, als es dann, wenn es in der entsprechenden Situation darauf ankommt, zu erkennen und dann auch tatsächlich umzusetzen.

Es gibt allerdings auch ein Gefallen in der Nähe zum Horror. Man will hier nicht unbedingt Angst, aber oft doch die mit ihr verbundene Spannung erleben. Man will mit den Betroffenen mitfiebern und danach auch wieder Erleichterung empfinden, obwohl Ersteres nicht nur für Letzteres da ist.

Die Erleichterung liegt hier in dem nach der empfundenen Angst bemerkten Kontrast zwischen dem künstlerisch dargestellten Geschehen und der eigenen sicheren und komfortablen realen Lage, die nun auch wieder mehr wertgeschätzt werden kann.

Ebenso kann die beim Horror (mit-)empfundene Angst im Sinne einer Art Katharsis stellvertretend dargestellt und ausgelebt werden, was einem bei ihrer Verarbeitung und Überwindung weiterhilft.

Jenseits von der Frage nach Nähe oder Distanz kann Horror natürlich auch noch als bloße Stimulierung und Unterhaltung unser Gefallen finden. Man genießt den Nervenkitzel, kann das künstlerische Spektakel genießen, seine morbide Neugier befriedigen oder auch seine psychologischen Neigungen voyeuristischer, sadistischer oder masochistischer Art stellvertretend am Schicksal der Betroffenen ausleben.

Außerdem kann Horror, wenn er gemeinsam genossen wird unter den Zuschauern eine verstärkte Nähe und damit ein erhöhtes Gefühl der Geborgenheit hervorrufen.

Ebenso kann man sich, mit dem Horror als Gesprächsanlass, gegenseitig in Meinung und Reaktion zu ihm bestärken, was zusätzlich auch eine identitätsstiftende Funktion hat.

Ghosting

Warum ghosten wir? Warum tut es oft so sehr weh, geghostet zu werden, wenn ein plötzlicher und unerwarteter Kontaktabbruch doch nur den vorherigen Status Quo wiederherstellt?

Für einen Kontaktabbruch kann es viel Gründe geben, dafür jedoch, ihn plötzlicher und unerwartet zu vollziehen, nur wenige und selten gute.

Normalerweise würden wir eine nicht weiter erwünschte Beziehung dadurch beenden, dass wir unser Gegenüber genau über unsere Absicht dazu informieren. Solch eine formale Trennung erfordert jedoch stets ein gewisses Maß an Entschlossenheit, Mut und innerer Klarheit, v.a. dann, wenn die Entscheidung nicht auf sicherer Gewissheit beruht bzw. beruhen kann.

So wählt man das Ghosting, weil man seine eigenen Gründe nicht ganz versteht oder es sich nicht zutraut, zu diesen zu stehen und sie womöglich noch gegen Widerrede zu verteidigen.

Dieser passiv-aggressive Umgang mit einem anderen kann aber bisweilen auch die eigentliche Absicht sein. Man will seine Ablehnung ausdrücken, den anderen frustrieren, sich selber dabei überlegen fühlen, die eigenen Zweifel und Unsicherheiten überspielen und manchmal auch Rache für empfundene Vernachlässigung nehmen. Man kann dabei seinem Gegenüber suggerieren, dass er etwas falsch gemacht hat, ohne es begründen zu müssen und ihn so darüber in Selbstzweifel bringen.

So ein Vorgehen ist oft mit einem selbstgerechten inneren Monolog verbunden, getreu dem Motto „Schau, wozu du mich gebracht hast“ oder auch „Jetzt merkst du mal wie sich das anfühlt“.

So kann Ghosting gleichermaßen feige und trotzig sein. Man wählt es einerseits, um den anderen zu übergehen und andererseits, weil man sich selber übergangen fühlt.

In letzterem Fall liegt es oft daran, dass wir Probleme, die auf einem Mangel beruhen, schwerer artikulieren können, als solche, die auf einer Schädigung beruhen. Fühlen wir uns verletzt weil jemand etwas nicht getan hat, sagen uns Gefühl und oft auch Verstand nicht unbedingt, warum das so ist. Oft werden hier Verletzungen unserer Ansprüche und Erwartungen zum Anlass, ohne dass diese uns bewusst werden, weshalb wir sie ja auch nicht reflektieren.

Warum nun aber verletzt uns Ghosting so sehr? Wird man geghostet, so weiß man am Anfang oft nicht einmal, ob man wirklich gerade geghostet wurde. Genau genommen weiß man das nie wirklich sicher. Der Verdacht erhärtet sich nur mit der Zeit immer mehr zur Gewissheit. Man weiß nie wirklich genau, ob der Kontakt wirklich abgebrochen wurde oder nur verloren gegangen ist. Genauso wenig weiß man, warum der Kontakt nun abgebrochen wurde.

Dies führt zwangsläufig zu Verunsicherung. Man fragt sich, ob und was man womöglich falsch gemacht hat und warum man es nicht mitgeteilt bekommt, ob man willentlich oder fahrlässig ignoriert wird, was mit dem Gegenüber genau los ist, was man anders hätte machen können und sollen, ob man sich im anderen geirrt oder sich irre führen lassen hat usw. usf.

Alle diese offenen Fragen können alleine nie ganz und selten zufriedenstellend beantwortet werden. Dazu kommt neben dem Zweifel, den diese hervorrufen noch mit Wut oder Schuldgefühlen verbundene Frustration. Da wir hier in Ungewissheit bleiben müssen, können wir das Ghosting auch nicht verarbeiten und loslassen.

Zu dieser natürlichen Grübelei kommen nun noch weitere von unserer Bewertung der Lage abhängige Gefühle. Wir fühlen uns oft übergangen und hintergangen. Wir sind verraten oder von Anfang an verarscht worden. Man konnte sich offenbar die Mühe machen, sich erst mit uns abzugeben, hat sich aber dann auf einmal doch wieder umentschieden. Wären wir egal gewesen, hätte man uns wahrscheinlich von Anfang an ignoriert.

Wer sind wir also, dass man uns auf einmal nicht mal mehr sagen kann, warum man uns nichts mehr zu sagen hat? Hier können wir nur von Geringschätzung ausgehen, und wenn nicht das dann doch zumindest von mangelnder Anerkennung.

Wer aber sind wir, wenn wir uns auf jemanden eingelassen haben, der uns letztendlich mit solch einer Missachtung behandelt hat? Hier muss zu unseren Zweifeln in jedem Fall auch immer noch Selbstzweifel hinzukommen. Entweder haben wir uns selber oder unser Gegenüber falsch eingeschätzt. Sind wir an dem Abbruch schuld, so stimmt mit uns etwas nicht, sind wir es nicht, so ist unser Urteilsvermögen zu bezweifeln, weil wir es nicht kommen sehen haben. Oder zumindest denken wir das.

Wie ist aber nun mit Ghosting umzugehen? Da wir nicht mit einer Erklärung rechnen können, sollten wir auch den Anspruch darauf aufgeben. Man kann nie genau wissen, warum man nun geghostet wurde. Man kann aber lernen, wann es womöglich wieder geschehen wird. Manche Vorgänge sprechen eben nicht in Worten, sondern nur in Zeichen. Lernt man diese zu lesen, führt das nicht unbedingt dazu, dass man sie besser versteht, aber dazu, dass man besser mit ihnen umgehen kann.

Durch Erfahrung entwickelt man eine Ahnung dafür, was man zu erwarten hat, auch wenn sich einem die genauen Gründe dafür nicht unbedingt erschließen und vielleicht auch gar nicht immer sicher erkennbar sind. Genauso hilft die Erfahrung, die nächste Überraschung besser zu ertragen, wenn man das Ghosting einmal nicht kommen sieht.

Gegen Ghosting hilft also letztendlich nur, es zu erfahren und es möglichst bereits erfahren und dabei auch verarbeitet zu haben. Wir können nicht Gedanken lesen lernen, lernen aber mit der Zeit auch, uns nicht darauf zu verlassen.

Was ist Politainment?

Politainment, das ist Politik als Zuschauersport. Dies spiegelt sich sowohl im Stil als auch im Inhalt wieder.

Doch was ist überhaupt Politik? Politik ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gemeinwesen, sowohl im eigenen Handeln als auch im Diskurs über dieses. Im Idealfall widmet sich der Diskurs dabei den allg. Fragen im Großen und das Handeln den konkreten Möglichkeiten im Kleinen.

Im Politainment aber wird die Politik zum bloßen Zuschauersport, bei dem keine dieser Aspekte wirklich bedient und sie zudem auch ständig durcheinander gebracht werden.

Man moralisiert die Ideologie und ideologisiert die Moral. Das eigene Weltbild verkommt zu einer Collage von Versatzstücken der eigenen, oft eher aus beiläufigen Gründen gewählten, Seite. Man lässt andere für einen denken und spricht für sie, statt für sich selber. So entsteht weder sinnvoller und einsichtsreicher Diskurs, noch wirksames pol. Handeln.

Somit ist Politainment letztendlich nur eine Verschwendung von Zeit, Aufmerksamkeit und Nerven. Darüber hinaus ist es oft auch eine gefährliche Form der Verschwendung, sowohl für einen selber, als auch für alle Beteiligten, Zuschauer und potentiell Betroffene insgesamt.

Wie jedes Spiel, so wird dieses auch dann zur ernsten Angelegenheit, sobald es ernst genommen wird.

Wie bei realem Zuschauersport, wird auch dieser schnell zu einer Arena ersatzweise ausgelebter Triebe, Befindlichkeiten, Ressentiments und Konflikte. Die entweder aus persönlichen oder allg. polit. Problemen stammenden Impulse werden ihres konstruktiven Potentials beraubt und durch die inhärent dramatisierende Natur des Politainments zur destruktiven Kraft gewandelt.

Warum aber neigt Politainment so sehr zur Dramatisierung?

Es ist ein Wettbewerb um Aufmerksamkeit, bei dem sich stets die schrillsten und alarmierendsten Stimmen gegenüber den besonnenen und ausgewogenen durchsetzen. Zudem ist der gesamte Politainmentkomplex seiner Natur nach parasitär.

Alle Inhalte dieses professionellen Kommentariats sind stets rein derivativ und dabei auch noch ohne irgendeinen nennenswerten Mehrwert. Um dies zu kompensieren, muss der Politainmentkomplex die Bedeutung seiner Angelegenheiten aufblasen und möglichst emotional präsentieren, woher auch sein eigenartiger hysterischer Charakter kommt.

Dazu kommen dann noch die sozialen Dynamiken der Blasenbildung, von Reinheitsspiralen und der wechselseitigen Bestätigung u. Eskalation v. Influencern und ihrem Publikum, sowie der Zuschauer untereinander. Es geht um alles mögliche, nur nie um die eigentlichen Inhalte. Vielmehr bilden sie eine Vorlage für diverse psychologische und soziale Dramen, welche alle die sie verfolgen in ihren Bann ziehen und so von konstruktivem Handeln ablenken.

Und selbst dann muss das dargestellte Drama nicht einmal echt sein. Die Rollen, die den jeweiligen Akteuren dabei zugeschrieben werden, oder die diese bewusst selber darstellen, müssen dafür ja keineswegs echt sein und sind es oft auch nicht. Selbstinszenierung, Kayfabe, haltloser Klatsch und auch ganz normale Lügen sind deshalb in diesem Bereich an der Tagesordnung.

Drama verkauft sich einfach besser als Wahrheit, nicht zuletzt deshalb, weil diese in vielen Fällen auch einfach viel zu banal ist um genügend Aufmerksamkeit zu finden.

So trägt Politainment zur Lösung realer Probleme nicht nur nichts bei, sondern schafft dazu auch nur noch mehr neue Probleme und hindert daran diese effektiv zu lösen. Das geschieht nicht nur indem die Beschäftigung mit und Teilhabe an Politainment einen von realen Problemen und deren Lösungsmöglichkeiten ablenkt, sondern auch durch den Konflikt der Handlungslogik des Politainments mit der konstruktiven pol. Handelns.

Was in der Politik positive Resultate erzeugt und was im Politainment Unterhaltung und persönlichen Erfolg bringt ist komplett gegenteilig und steht entsprechend stets im Konflikt. Je mehr man sich an das Eine anpasst umso schlechter wird man dabei im Anderen. Im Zweifelsfall ist es dabei aber immer noch leichter den Schritt zurück ins Politainment zu machen, als umgekehrt den eigenen Rückstand politischer Kompetenz plötzlich wieder aufzuholen.

Allgemein auch ist es stets leichter sich vom Höheren ins Niedere herabzulassen als umgekehrt, da dieses sich oft aus ihm heraus entwickelt hat und das Niedere somit zu einem gewissen Maß immer eingeschlossen und bekannt bleibt.

Je mehr wir uns aber auf das Politainment einlassen, umso mehr geraten wir auch in dessen Sog. Wir verlieren zunehmend die Fähigkeit zur konstruktiven und effektiven Lösung kollektiver Probleme und verfangen uns in einer Spirale von zunehmend hysterischem und destruktivem Politdrama.

Warum tun Menschen Böses?

Diese Frage muss man, wie so viele andere auch, vor ihrer Beantwortung erst einmal wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Die eigentliche Frage ist also hier nicht „Warum?“, sondern „Warum nicht?“.

Warum also sollte man nicht böse sein? Was spricht dagegen, wenn es sich für einen lohnt, die Beschränkungen der Moral hinter sich zu lassen und skrupellos nur nach dem eigenen Vorteil zu streben? Man muss dabei nicht einmal böswillig sein, um Böses zu tun. Es reicht vollständig es gleichgültig als Nebenwirkung hervorzurufen. Man ist ja nur selten nur wirkiche böse um des Bösen willen, sondern weil man sich davon einen Vorteil erhofft.

Sind wir nicht alle, trotz aller bei normaler seelischer und geistiger Gesundheit vorhandenen Hemmungen der Empathie und des Gewissens, schon einmal in die Versuchung geraten, Böses zu tun? Kam es nicht davon, dass wir erwarteten und wussten, dass es sich gut anfühlen oder Vorteile erbringen würde? Wie können wir dann unterstellen, dass jede Übeltat immer aus Verwirrung oder Notgedrungenheit entstanden sein muss und deshalb einer besonderen Erklärung bedarf?

Wie können wir also so jedem Bösen unterstellen, dass es nur als tragisches Resultat eines unabwendbaren Schicksals geschehen konnte und nicht aus einer oft an vollkommen banalen Gründen orientierten Entscheidung heraus zu der wir genau so in der Lage gewesen wären, hätten unsere Hemmungen uns nicht davon abgehalten?

Am Ende tun die Menschen das Böse doch fast immer aus einem ganz einfachen Grund: Weil es sich lohnt (oder weil man erwartet, dass es sich lohnt). Würde uns unsere eigene Natur nicht durch innere Hemmungen und schlechte Gefühle davon abhalten und die Gesellschaft nicht durch die negativen Konsequenzen der Bestrafung, würden wir es wahrscheinlich ebenso begehen. Und wären wir nicht emotional und praktisch aufeinander angewiesen, so hätten sich die Hemmungen und Regelungen dagegen wahrscheinlich gar nicht erst entwickelt.

Das Böse im Menschen ist also genauso normal und natürlich wie der Schimmel auf dem Brot. Es kommt stets von alleine und ist nicht annähernd so mysteriös, wie wir es gerne hätten, und wird am besten dadurch bekämpft, dass man ihm seine Entstehungsgrundlage entzieht und es, wenn es entsteht, herausschneidet und vernichtet.

Wenn die Ursachen für das Böse aber so banal und universell sind, woher kommt nun das Bedürfnis, das Böse zu „erklären“, wo es doch eigentlich nicht allzu viel zu erklären gibt?

Weil wir genau die einfache Wahrheit, dass es sich eben gerade deshalb so hartnäckig hält, weil es sich so oft auch lohnt, nicht akzeptieren wollen. Denn was würde das bedeuten? Dass die Bösen stets im Vorteil sind, dass es immer Grund zum Bösen geben wird und man es nie ganz aus der Welt schaffen kann, dass man böse Menschen kaum ändern oder therapieren kann und man sie konfrontieren muss, dass wir dem Bösen oft selber näher sind, als wir es zugeben wollen, dass man sich als (potentielles) Opfer in seiner persönlichen Bedeutung verletzt fühlen muss, wenn das eigene Leid oft nur eine banale Nebensache ist, und nicht zuletzt dass man der Willkür hinter dem Bösen gegenüber ohnmächtig ist.

Zu dieser Unfähigkeit, der harten Realität hinter der hartnäckigen Existenz des Bösen in der Welt und im Menschen, ins Auge zu sehen, kommen dann noch all die Neurosen, Macken und Hintergedanken, welche den Typus des professionellen Menschenverstehers und Welterklärers, ob als Guru, Therapeut, Selbsthilfecoach, öffentlicher Intellektueller oder Aktivist, auszeichnen und ihn so oft zur Verklärung des Bösen wie harter Realitäten allgemein bewegen. Das Böse muss hier leider allzu oft als Projektionsfläche herhalten, auf der ersatzweise persönliche und soziale Probleme gelöst werden sollen, indem sie für das Böse verantwortlich gemacht werden, in dessen Erklärung man nur das eigene Weltbild bestätigen und propagieren will und dessen Lösung nicht ohne eigennütziges Kalkül beworben wird.

Besser wäre es aber, wir würden uns folgende einfache Wahrheit in Erinnerung behalten: Gelegenheit macht Diebe, wie es auch überhaupt das Böse macht. Es ist in den meisten Fällen eine Mischung aus Opportunismus und Hemmungslosigkeit und nur selten wirklich entweder notgedrungen oder rein böswillig. Will man das Böse bekämpfen, so muss man die Gelegenheit dazu nehmen.

Gründe braucht es nicht zum Bösen, sondern dagegen. Diese können einem aus dem eigenen Inneren durch Gewissen und Empathie, oder aus der Außenwelt durch Strafe, Reputationsverlust und Nutzeneinbüßen gegeben werden. Wem aber die Kapazität zu Ersterem und/oder die Einsicht in Letztere fehlt, der wird dadurch auch nicht vom Bösen abzuhalten sein.

Das Böse zu bekämpfen ist also hauptsächlich eine strukturelle Frage und keine therapeutische. Statt die Entscheidung zum Bösen, sollten wir die Gründe in den dafür bzw. dagegen sprechenden Anreizen anvisieren und besser noch die Möglichkeiten dazu komplett zu entfernen. Oder mit anderen Worten: Gute Zäune machen gute Nachbarn (mehr als bloße nette Worte es jemals könnten).

Die Wurzel unserer Ängste

Jede Angst ist immer Angst vor dem Tod, oder um genau zu sein Angst vor Vergänglichkeit und Verletzlichkeit in irgendeiner Form, sowie vor Vergänglichkeit und Verletzlichkeit an sich.

Beides gehört zwangsläufig zum Leben dazu, so wie die Angst um dieses mit allem, was über bloße Gleichgültigkeit hinausgeht, einhergehen muß.

So lang es etwas gibt, was uns am Herzen liegt, selbst wenn wir das nur selber sind, kann und wird es vergehen, verletzt und letztendlich zerstört werden. Dies ist der Lauf der Dinge: Letztendlich ist alles vergänglich und verletzlich.

Ein Problem damit hat nur, was nicht vergehen oder sich verletzen lassen will. So ist es eben mit uns der Fall. Wir hängen an unserem Leben, auch wenn dieses in letzter Konsequenz auch vergehen muss. Wir müssen es aber auch. Würden wir nicht an unserem Leben hängen, so würde es nur noch schneller und unter größerem Leid vergehen. Die selbe Sorge um unser Leben, welches uns die Angst um dieses beschert, bringt uns auch dazu uns um dieses zu kümmern.

Wir müssen also am Leben hängen, um am Leben zu bleiben. Dabei sind wir nicht automatisch selbsterhaltend. Zwar haben wir Automatismen und Instinkte, die unser Überleben als obersten Imperativ einprogrammiert haben. Allein durch diese können wir aber auch nicht überleben.

Um wirklich überleben zu können, müssen wir meist auch erst wirklich leben wollen. Und dafür braucht es einen Lebenswillen, also den Willen zu allem, was das Leben zu bieten hat, bzw. was wir uns von ihm versprechen.

Doch wo immer wir uns etwas versprechen und wo immer wir es erlangen, da kann es uns auch stets wieder genommen werden. Daher kommt auch die Angst darum, und damit die Angst überhaupt. Diese Angst wird dabei umso größer, umso mehr sie sich dem Kern unseres ausgedehnten Selbst (also der Dinge um die wir uns sorgen) nähert. Wir fürchten den Verlust dessen, was wir lieben. Weil wir uns alle selbst am meisten lieben, so fürchten wir auch am meisten um uns selber. Und wer meint, etwas außer sich mehr zu lieben, der tut dies meist auch nur um des Liebens willen.

Deshalb sind Angst und Hass so verwandt. Was uns Angst macht, das hassen wir, weil hinter beidem die Bedrohung des Geliebten steht.

Was uns bewegt

Drei Dinge bewegen uns Menschen bei allem was wir tun in genau dieser Reihenfolge: Das was wir begehren; Das was sich gut anfühlt und schließlich das was uns tatsächlich gut tut. Diese bringen uns in folgender Reihenfolge entsprechend Antrieb, Freude und Wohlergehen und machen somit zusammen unser Leben aus.

Wenn sie uns auch in genau dieser Reihenfolge motivieren, so sind sie doch eigentlich genau in umgekehrter Reihenfolge wichtig für uns. Das ist nicht zuletzt auch deshalb der Fall weil die letzteren Formen die ersteren -zumindest in einem gewissen Maß- vorraussetzen, während die ersteren für die letzteren keineswegs hinreichend sind.

Nichts kann uns auf Dauer wirklich gut tun ohne dass es in Rücksicht auf unsere Gefühle diese nicht zufrieden stellt. Genauso wird sich nichts auf Dauer wirklich gut anfühlen können, wenn es unsere Begierden und v.a. unsere wahren Bedürfnisse nicht zufrieden stellt.

Umgekehrt aber gibt es jede Menge Dinge die wir begehren, ohne dass wir uns wenn wir sie einmal erreicht haben, auch wirklich gut mit ihnen fühlen und noch weniger davon ausgehen können, dass sie uns wirklich gut tun. Dann gibt es Dinge die sich zwar im Moment gut anfühlen, uns aber eigentlich nicht gut tun oder sogar aktiv schaden.

Das kommt zu einem nicht unerheblichen Teil auch davon, dass sich den eigenen Begierden und Gefühlen hinzugeben an sich schon schädlich sein kann wenn man es mit ihnen übertreibt, egal worauf sie abzielen.

Genauso kann es natürlich Dinge geben die einfach nur unsere Begierden, Gefühle oder unser Wohlergehen bedienen ohne auf die anderen überhaupt irgendeinen Einfluss zu haben. Manche Dinge fühlen sich z.B. einfach nur gut an, sind aber ansonsten völlig belanglos.

Im Idealfall bringen wir diese drei Dimensionen des guten Lebens dann miteinander in Einklang. Wir erkennen was gut für uns ist, entwickeln die angemessenen Gefühle dazu und kanalisieren unsere Begierden und Triebe so, dass sie uns helfen es zu erreichen und uns gut dabei zu fühlen.

In jedem Fall aber erfordert das gute Leben für uns diese drei Dinge auseinander zuhalten und stets zu den letzteren hinzustreben, also das Wohlergehen vor das Wohlgefühl und dieses wiederum vor unsere Begierden zu stellen.

Der Werdegang der Ideologie

Jede Ideologie durchläuft stets drei Phasen. Erst ist sie Kritik, dann wird sie zur Weltsicht und schließlich Vision. Je weiter sie dabei auf diesem Weg voranschreitet, umso mehr wächst dabei ihr Geltungsanspruch und umso geringer wird ihr Bezug zur Realität. Ebenso ändert sich mit diesen Phasen die mit ihr verbundene Funktion und soziale Form.

Als Kritik versucht sie aufzuklären und kursiert dabei lose unter variablen Dissidenten, Zweiflern und Unzufriedenen. Als Weltsicht will sie dann nicht einfach nur aufklären, sondern gleich ganz die Welt erklären, was oft auch bedeutet, sie einfach zu verklären.

Ab diesem Punkt fängt sie erst wirklich an zur sozialen Bewegung zu werden. Um eine Weltsicht versammeln sich ihre Anhänger, welche zudem durch Gemeinsamkeiten in ihrem Typus zusammengeführt werden. Oder wie der Volksmund sagt: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Sind so erst einmal gleiche – oder zumindest ähnliche – Leute unter einer gleichen Idee zusammengekommen, wird diese auch wirklich zur eigentlichen Ideologie. Man bestärkt und verstärkt sich gemeinsam und gegenseitig in Typus und Weltsicht und steigert sich so in die ursprüngliche Idee immer weiter rein.

Diese Zuspitzung wird durch die mit ihr verbundene Absonderung und Abgrenzung der soz. Bewegung nur noch mehr verstärkt. Man hat nun nicht mehr nur eine gemeinsame Weltsicht, die Weltsicht wird zunehmend auch zu der Welt, in die man sich immer mehr hineinlebt.

Es reicht aber auch bald nicht mehr, nur in der eigenen kleinen Welt der eigenen Weltsicht zu leben, man muss auch die gesamte restliche Welt in ihrem Sinne umgestalten. Die bestehende Welt genügt den Ansprüchen der Ideologie nicht und muss entsprechend nach deren Maßstäben durch eine neue und bessere ersetzt werden. Die soziale Bewegung wird nun zum politischen Projekt. Es geht dabei trotz der größten Bemühungen zur Umsetzung der eigentlichen Ideologie tatsächlich immer weniger um diese selber und immer mehr um das Projekt ihrer Umsetzung und v.a. der mit diesem verbundenen Macht.

Die soziale Bewegung verknöchert zunehmend zum politischen Apparat, der entweder aus der Position gesellschaftlicher Hegemonie mit harter Macht oder aus Unterlegenheit mit weicher Macht vorgeht, um die eigene Ideologie durch- und umzusetzen. Je weiter dieser dabei voranschreitet, umso mehr verschmelzen die Ideologie und ihr Anspruch mit dem auf sie ausgerichteten polit. Projekt, bis schließlich beides miteinander gleichgesetzt wird. Die Revolution wird nun von ihren Kindern gefressen. So finden nicht wenige Ideologien gerade in ihrer politischen Umsetzung schließlich ihr Ende.

Macht und Herrschaft

Was ist der Unterschied zwischen Macht und Herrschaft?

Macht hat man. Herrschaft ist das, was man hat.

Macht ist relativ. Herrschaft ist absolut.

Bei Herrschaft geht es darum, wie viel man hat, bei Macht darum wie viel mehr man hat.

Beides entspringt dem Streben nach Größe. Bei Macht geht es darum, möglichst groß dazustehen, bei Herrschaft darum, auf möglichst Großem zu stehen, bei keinem von beidem jedoch darum, selber wirklich groß zu sein.

Macht ist wie eine Ressource. Man gibt sie weg, um etwas anderes zu bekommen, oder um mehr von ihr zurückzubekommen.

Herrschaft ist wie ein Muskel. Setzt man sie ein, wächst oder reißt sie, je nachdem wie man es tut.

Herrschaft geht immer mit Macht einher, Macht jedoch nicht immer mit Herrschaft.

Macht kann man haben, aber niemals sein. Herrschaft kann man sowohl haben, als auch sein.

Macht ist stets leichter zu erlangen als Herrschaft. Herrschaft erfordert die Akzeptanz und Beteiligung der Beherrschten (Legitimität) oder zumindest die einer gewissen Menge. Macht hingegen erfordert keinerlei Überzeugung, sondern nur den Opportunismus der Kollaboration.

Herrschaft ist stets offen und leicht zu finden. Sie will ja auch gefunden werden. Denn je bekannter sie ist, umso größer wird sie dadurch. Macht hingegen braucht und will nicht gefunden werden. Sie bevorzugt es, stattdessen im Verborgenen zu bleiben. Sie ist umso größer, je mehr es ihr gelingt, sich im Dunkeln zu halten.

Man kann also immer leicht herausfinden, von wem man beherrscht wird. Man soll es ja auch. Unter wessen Macht man steht, ist hingegen schwerer herauszufinden, sofern man es überhaupt bemerkt.

Um Macht zu erkennen, reicht es nicht, sie zu bemerken. Man muss sie auch durchschauen können. Um sie aber überhaupt erst zu bemerken, muss man sich zuerst immer selber durchschauen.

Wir müssen wissen, was in uns geschieht, um zu wissen, wie uns geschieht; müssen wissen, wie uns geschieht, um zu merken, was mit uns getan wird; und müssen merken, was mit uns getan wird, um herauszufinden, wer es uns antut. Oft bemerken erst dann was mit uns geschieht, wenn es uns zuwider läuft. Je stärker und eigensinniger unser Wille ist, umso früher ist dies der Fall.

Herrschaft wirkt stets von außen. Ihr Motto ist: „Tu was ich sage, egal was du willst.“ Macht kann von außen und innen wirken, beides i.d.R. zusammen, aber doch Letzteres mehr als Ersteres.

Herrschaft bedeutet, sich einem fremden Willen zu fügen, Macht dass der eigene Wille gefügig gemacht wird.

Herrschaft hat, wer das Sagen hat, aber auch wer nichts zu sagen braucht. Macht hat, wer den richtigen Leuten im richtigen Moment genau das Richtige sagt.

Herrschaft wird nie ohne Macht erlangt, aber auch niemals nur durch Macht gehalten.

Herrschaft beruht auf Ordnung, Macht auf Chaos. Denn Chaos stiftet Verwirrung und diese Verwirrung legt sich wie ein Schatten über unsere Erkenntnis, in dessen Dunkel die Macht gedeiht.

Um Herrschaft zu finden, muss man sich fragen, wer was tun darf und wer nicht. Um Macht zu finden, muss man sich fragen, wer was tun kann und wer nicht.

Worte und Taten

Man mag meinen dass, es um in der Welt etwas zu bewegen, nicht auf unsere Worte, sondern immer nur auf unsere Taten ankommt. Doch das ist zu kurz gedacht.

Das Wort zu ergreifen, kann bisweilen mehr bewirken als zur Tat zu schreiten, v.a. dann, wenn das selber ein Tatbestand ist. Denn was eine Handlung zur Tat macht, ist letztlich die Wirkabsicht, die hinter ihr steht und die Wirkung, die sie entfaltet. Und wo wir mit bewusster Absicht das Wort ergreifen und damit eine Wirkung erzielen, ist dies genauso eine Tat wie jede andere Handlung auch.

Worte mögen selber keine Kraft haben, sie haben aber die Kraft, Menschen durch Inspiration Kraft zu geben, durch Einsicht ihre Kraft zu mehren und durch Orientierung ihre Kraft zu einen.

Durch Worte kann man Gründe weitergeben, die einen bewegen, so dass sie es auch mit anderen tun, Wissen, dass einem hilft, so dass es auch anderen hilft und letztlich eine Vorstellung an der man sich orientieren kann, übermitteln, so dass es andere auch und dabei v.a. gemeinsam vermögen, nach ihr zu handeln.

So kann man immer mehr bewirken, als wenn man nur aus eigener Kraft handeln würde und durch das Wort seine eigene Kraft effektiver einsetzen, als es die bloße Steigerung der eigenen Anstrengung könnte. Genauso können wir alle, wo wir durch das Wort vereint gemeinsam handeln, immer mehr bewirken, als wie alle Einzelnen es in Summe zusammen genommen könnten.

Doch genau so, wie Worte Taten sein können, können Taten auch zu Worten werden. Denn was eine Handlung zu einem Wort macht, ist letztendlich ihre Bedeutung und die damit kommunizierte Aussage.

Mit allem was wir sagen, tun wir etwas. Mit allem was wir tun, sagen wir aber auch immer etwas. So kann die Tat wie ein Wort für sich sprechen und Dinge bisweilen klarer zur Sprache bringen, als wirkliche Worte es könnten.

In diesem Kontext kann nun auch das Wort, wo es eine Tat ist, zusätzlich noch einmal für sich selber sprechen. Wir sagen etwas und machen durch diesen Tatbestand zugleich eine Aussage, die über den bloßen Inhalt der Worte hinausgeht.

Spricht das Wort als Tat, so tut es das, wie bei jeder Tat, als Beispiel. Es zeigt auf, was getan werden kann und was zu tun ist, auch wenn es „nur“ ist, ebenfalls das Wort zu ergreifen, wenn es darauf ankommt. Ist dies der Fall, so zeigt uns das Wort, was erkannt oder angesprochen werden kann bzw. zu erkennen und anzusprechen ist, was zugleich auch das ist, was getan werden kann bzw. zu tun ist. Dies ist oft die Voraussetzung, um überhaupt erst darauf zu kommen, was getan werden kann und was davon zu tun ist.

Zeigt man den Menschen erst einmal über das Wort auch nur, was zu tun ist, so ist es nicht schwer für sie, selber danach zu schauen, was von ihnen aus dafür auch getan werden kann. Noch leichter ist es allerdings, wenn man durch die Tat als Wort, zusammen mit dem Handlungsbedarf gleich die dazu passende Handlung aufzeigt, indem man sie vormacht. Man spricht in diesem Sinne durch die beispielhafte Tat.

Meistens werden wir schließlich nicht durch mangelndes Wissen darüber, was zu tun ist, zurückgehalten, sondern durch mangelndes konkretes Wissen und mangelnde Bereitschaft zu konkreten Möglichkeiten.

Hier ist das Wort gefragt, diesen Bedarf anzusprechen, in uns die Bereitschaft zu wecken und die konkreten Wege, mit ihr etwas zu erreichen aufzuzeigen und die Tat um diese zu demonstrieren und andere dazu einzuladen, wo es auf gemeinsames Handeln ankommt.

Gemeinsames Handeln ist immer koordiniertes Handeln, wobei die Koordination am besten durch das Wort, der Koordinationsfokus aber am besten durch die Tat geliefert wird.