Dass man am Horror Gefallen finden kann, ist erst einmal widersprüchlich. Schließlich ist die mit ihm verbundene Angst ja kein angenehmes oder anstrebenswertes Gefühl. Nicht umsonst versuchen wir im normalen Leben all die Dinge zu vermeiden, welche uns Angst machen. Warum aber tun wir das dann nicht auch in ihrer künstlerischen Darstellung im Horror?
Hier müssen wir zunächst einmal zwischen der Konfrontation mit der Angst und der Konfrontation mit dem Ängstigenden unterscheiden. Man kann also auch Gefallen am Horror finden, ohne dabei Angst haben zu müssen. Der Gefallen am Horror kann also sowohl in der Distanz als auch in der Nähe zu ihm liegen.
In der Nähe zum Horror liegt der Gefallen an ihm im Gefühl der Erleichterung und auch in einer gewissen Form von Macht, wobei beide in einer simulierten Überwindung des im Horror präsentierten Schreckens begründet sind. Dies wird manchmal noch durch das Gefühl der Überlegenheit gegenüber der Idiotie und Hilflosigkeit der im Horror agierenden Opfer verstärkt. Hier ist das Setting wieder entscheidend: Als Beobachter zu erkennen, was man besser machen könnte, ist stets leichter, als es dann, wenn es in der entsprechenden Situation darauf ankommt, zu erkennen und dann auch tatsächlich umzusetzen.
Es gibt allerdings auch ein Gefallen in der Nähe zum Horror. Man will hier nicht unbedingt Angst, aber oft doch die mit ihr verbundene Spannung erleben. Man will mit den Betroffenen mitfiebern und danach auch wieder Erleichterung empfinden, obwohl Ersteres nicht nur für Letzteres da ist.
Die Erleichterung liegt hier in dem nach der empfundenen Angst bemerkten Kontrast zwischen dem künstlerisch dargestellten Geschehen und der eigenen sicheren und komfortablen realen Lage, die nun auch wieder mehr wertgeschätzt werden kann.
Ebenso kann die beim Horror (mit-)empfundene Angst im Sinne einer Art Katharsis stellvertretend dargestellt und ausgelebt werden, was einem bei ihrer Verarbeitung und Überwindung weiterhilft.
Jenseits von der Frage nach Nähe oder Distanz kann Horror natürlich auch noch als bloße Stimulierung und Unterhaltung unser Gefallen finden. Man genießt den Nervenkitzel, kann das künstlerische Spektakel genießen, seine morbide Neugier befriedigen oder auch seine psychologischen Neigungen voyeuristischer, sadistischer oder masochistischer Art stellvertretend am Schicksal der Betroffenen ausleben.
Außerdem kann Horror, wenn er gemeinsam genossen wird unter den Zuschauern eine verstärkte Nähe und damit ein erhöhtes Gefühl der Geborgenheit hervorrufen.
Ebenso kann man sich, mit dem Horror als Gesprächsanlass, gegenseitig in Meinung und Reaktion zu ihm bestärken, was zusätzlich auch eine identitätsstiftende Funktion hat.