Macht und Herrschaft

Was ist der Unterschied zwischen Macht und Herrschaft?

Macht hat man. Herrschaft ist das, was man hat.

Macht ist relativ. Herrschaft ist absolut.

Bei Herrschaft geht es darum, wie viel man hat, bei Macht darum wie viel mehr man hat.

Beides entspringt dem Streben nach Größe. Bei Macht geht es darum, möglichst groß dazustehen, bei Herrschaft darum, auf möglichst Großem zu stehen, bei keinem von beidem jedoch darum, selber wirklich groß zu sein.

Macht ist wie eine Ressource. Man gibt sie weg, um etwas anderes zu bekommen, oder um mehr von ihr zurückzubekommen.

Herrschaft ist wie ein Muskel. Setzt man sie ein, wächst oder reißt sie, je nachdem wie man es tut.

Herrschaft geht immer mit Macht einher, Macht jedoch nicht immer mit Herrschaft.

Macht kann man haben, aber niemals sein. Herrschaft kann man sowohl haben, als auch sein.

Macht ist stets leichter zu erlangen als Herrschaft. Herrschaft erfordert die Akzeptanz und Beteiligung der Beherrschten (Legitimität) oder zumindest die einer gewissen Menge. Macht hingegen erfordert keinerlei Überzeugung, sondern nur den Opportunismus der Kollaboration.

Herrschaft ist stets offen und leicht zu finden. Sie will ja auch gefunden werden. Denn je bekannter sie ist, umso größer wird sie dadurch. Macht hingegen braucht und will nicht gefunden werden. Sie bevorzugt es, stattdessen im Verborgenen zu bleiben. Sie ist umso größer, je mehr es ihr gelingt, sich im Dunkeln zu halten.

Man kann also immer leicht herausfinden, von wem man beherrscht wird. Man soll es ja auch. Unter wessen Macht man steht, ist hingegen schwerer herauszufinden, sofern man es überhaupt bemerkt.

Um Macht zu erkennen, reicht es nicht, sie zu bemerken. Man muss sie auch durchschauen können. Um sie aber überhaupt erst zu bemerken, muss man sich zuerst immer selber durchschauen.

Wir müssen wissen, was in uns geschieht, um zu wissen, wie uns geschieht; müssen wissen, wie uns geschieht, um zu merken, was mit uns getan wird; und müssen merken, was mit uns getan wird, um herauszufinden, wer es uns antut. Oft bemerken erst dann was mit uns geschieht, wenn es uns zuwider läuft. Je stärker und eigensinniger unser Wille ist, umso früher ist dies der Fall.

Herrschaft wirkt stets von außen. Ihr Motto ist: „Tu was ich sage, egal was du willst.“ Macht kann von außen und innen wirken, beides i.d.R. zusammen, aber doch Letzteres mehr als Ersteres.

Herrschaft bedeutet, sich einem fremden Willen zu fügen, Macht dass der eigene Wille gefügig gemacht wird.

Herrschaft hat, wer das Sagen hat, aber auch wer nichts zu sagen braucht. Macht hat, wer den richtigen Leuten im richtigen Moment genau das Richtige sagt.

Herrschaft wird nie ohne Macht erlangt, aber auch niemals nur durch Macht gehalten.

Herrschaft beruht auf Ordnung, Macht auf Chaos. Denn Chaos stiftet Verwirrung und diese Verwirrung legt sich wie ein Schatten über unsere Erkenntnis, in dessen Dunkel die Macht gedeiht.

Um Herrschaft zu finden, muss man sich fragen, wer was tun darf und wer nicht. Um Macht zu finden, muss man sich fragen, wer was tun kann und wer nicht.

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