Depression ist der psychische Zustand eines geringen Energieniveaus. Dieses Energieniveau unserer Psyche beruht auf auf dem Ausmaß an vorhandener Energie, sowie deren Verfügbarkeit. Mangelt es uns an Energie oder an deren Verfügbarkeit, so sind wir depressiv.
Unsere Energielevel werden dabei von einer Art psychischen Ökonomie bestimmt und deren Verfügbarkeit von unbewussten Kosten-Nutzen-Kalkülen.
Je nachdem, worin unser Mangel an Energie bedingt ist, gibt es zwei Formen der Depression, „Burnout“(Erschöpfungsdepression) und Hoffnungslosigkeit bzw. Lustlosigkeit (schließlich beruht Lustlosigkeit in Wahrheit immer auf Hoffnungslosigkeit, auch wenn uns dies nicht immer bewusst ist).
Unsere psychische Ökonomie ist die Balance von Erschöpfung und Erholung in unserem Leben. Ein Missverhältnis dieser Kräfte durch ein Übermaß an Erschöpfung und/oder ein Mangel an Erholung, wird uns dabei langfristig unserer Energie berauben. Dies macht sich zuerst in Stagnation, dann sinkender Leistung, später zunehmender Müdigkeit und Verzweiflung und letzten Endes im Kollaps in die volle Depression bemerkbar.
Werden wir mit zunehmender Erschöpfung unserer Kräfte konfrontiert, so kommt es zuerst darauf an, wie wir damit umgehen.
Wir können entweder die Balance durch eine Verringerung an Belastung oder durch mehr und tiefere Erholung wiederherstellen, oder uns durch rohe Willenskraft, geboren aus Überzeugung oder Notwendigkeit, dazu zwingen, trotzdem weiter zu machen. Tun wir letzteres so gehen wir mit der Zeit immer tiefer an unsere Reserven, zapfen immer mehr andere Bereiche unsere Lebens an, ziehen aus ihnen die Kraft und die Freude, die sie für uns ausmachen so verbrauchen wir uns zunehmend selber. Das macht es uns aber langfristig nur noch schwerer noch die erforderliche Kraft aufzubringen.
Es häuft sich eine Art Schuld in der Ökonomie unserer Psyche an. Und so wie alle realen Schulden immer Zinsen mit sich bringen, tut es auch diese. Diesen Schulden begegnen wir nun durch eine Art seelische Austeritätspolitik. Wir begehen Raubbau an unserer eigenen Seele um ein an sich nicht haltbares Leben über seine natürlichen Grenzen hinaus, noch weiterhin am Laufen zu halten. Dadurch werden wir nicht nur immer schwächer, sondern auch zunehmend armselig.
Wir verkümmern durch die zweifache Einseitigkeit unsere Anstrengungen (wir beschäftigen uns zunehmend nur mit einer Seite unseres Lebens und die auch immer mehr nur auf eine Art). Ab diesem Punkt wird der Teufelskreislauf zur Falle.
Wir sind immer weniger in der Lage, noch einen Ausweg sehen zu können, oder die Kraft zu diesem aufzubringen, weil sowohl unsere Aufmerksamkeit, als auch unsere Kräfte von unseren Bemühungen verzehrt werden. Dies führt dazu, wir uns noch mehr in unser bestehendes aber dysfunktionales Leben vertiefen, wodurch wir dann wieder an Perspektive verlieren usw. usf.
Wie jede Verschuldung aber, muss auch diese letztendlich unter ihrer eigenen Last zusammenbrechen. Diese Bankrotterklärung unserer Seele kennen wir allgemein als den sogenannten „Burn-Out“. Je größer dabei die angehäufte Schuld, umso größer der Zusammenbruch und umso schwerer der darauf folgende Burnout.
Wir können allerdings nicht nur durch einen Mangel an Energie depressiv werden, sondern auch durch einen Mangel an deren Verfügbarkeit, bzw. durch deren Hemmung. So wie unsere Energielevel immer auf einer Balance beruhen, beruht deren Verfügbarkeit immer auf einer Art unbewusstem Kosten-Nutzen-Kalkül.
Unser Erwartungen über erforderlichen Aufwand, sowie erwartbare Gewinne und Risiken, werden im Bezug auf unsere Handlungen stets gegeneinander aufgewogen. Dies gilt sowohl für bestimmte Handlungen, als auch in allgemeiner Form für bestimmte Bereiche unseres Lebens, sowie unser Leben als ganzes. Erscheint uns hier etwas nicht lohnenswert, so werden wir auch kaum die Kraft dafür finden können.
Finden wir nichts, was uns lohnenswert erscheint, so erscheint uns unser ganzes Leben nicht mehr als lohnenswert und wir verlieren die Kraft dazu.
Aus dieser Hoffnungslosigkeit entwickelt sich nun Lustlosigkeit in Form einer sog. „anhedonischen Depression“.
Eine Variante von Anhedonie ist durch Autoaggression bedingt. Hier liegt das Problem darin, dass wir uns Hoffnung und Lebensfreude nicht erlauben können und diese unterdrücken. Entweder weil sich das für uns in den Dingen verbietet die uns reizt, oder weil wir es uns grundsätzlich nicht erlauben können.
Wir sind also dem was uns glücklich macht, oder sogar dem Glück an sich feindlich gesonnen und behindern uns dadurch selber darin.Diese Form von Repression der eigenen Lebensfreude, bzw. von deren Quellen kann vielerlei Gründe, mit mehr oder weniger Berechtigung haben, die hier allerdings nicht das Thema sein sollen.
Im Gegensatz zum Burnout können wir hier zwar noch funktionieren, allerdings nur auf einem reduzierten Niveau.
Wo uns die Motivation als antreibende Kraft fehlt, fallen wir auf bloße Automatismen, primitive Instinkte und unvermeidbare Sachzwänge zurück. Wir leben dann nur noch auf einer Art primitiven, vegetativem und reaktivem Niveau, eine Art Zombiedasein sozusagen.
Diese Form von Hoffnungslosigkeit ist oft die Vorstufe zur Depression durch Erschöpfung. Wir zwingen uns aus dem ein oder anderen Grund dazu Dinge zu tun, die für uns keinen Reiz (mehr) haben und verbrauchen uns dadurch zunehmend was uns nur noch weiter in die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit treibt.
Dasselbe gilt für Motivationslosigkeit aus Langeweile, dem „Boreout“ sozusagen. „Boreout“ führt zu Burnout. Wo wir nicht unbewusst motiviert genug sind, brauchen wir bewusste Anstrengung und diese ist nicht für langfristiges Handeln ausgelegt, weshalb wir uns immer mehr erschöpfen.
Hält dieser Zustand dauerhaft an, schlafen unsere Triebkräfte zunehmend ein und sterben schließlich ab. Wir verelenden hier nicht die Überbeanspruchung, sondern durch Unterbeanspruchung. Wir verkümmern mehr, als das wir abstumpfen. Das Resultat ist jedoch letztendlich das selbe: eine reduzierte, verkrüppelte Seele.
Kompensieren wir dann den Mangel an Antrieb durch bewusste Anstrengung, ist der Weg zum richtigen Burnout schon vorherbestimmt.
Jedoch haben wir hier wesentlich bessere Aussichten auf eine Heilung als beim Burnout. Während man beim Burnout oft langwierig Ruhe finden und seine Kräfte wiederaufbauen muss, müssen wir hier nur unsere Lebensfreude wiederfinden bzw. kultivieren. Die Lebenskraft kommt dann von ganz alleine.
Depression ist also entweder ein Mangel an Lebenskraft oder auch nur an Lebensfreude, wobei letzteres oft zu ersterem führt. Je länger sie dauert umso, größer der Schaden. Dabei ist bloße Lebensfreude oft einfacher wiederzufinden und nicht selten der Schlüsselstein zur Erholung der Lebenskraft.