Bewunderer, Verbündete, Unterstützer und Freunde

Man sollte sich davor hüten allzu viele Bewunderer zu gewinnen, v.a. dann, wenn man stattdessen weniger, aber bessere Freund haben kann. Warum aber? Wo ist der Unterschied zwischen Bewunderern und Freunden?

Das Tolle an Bewunderern und Verehrern ist, dass sie dem eigenen Ego und damit unserem Gefühl von Wertschätzung und Zugehörigkeit ungeheuer viel Aufschub bringen können. Das Schlechte an ihnen ist, dass sie oft nicht zu allzu viel mehr taugen. Weder sind sie besonders nützlich, noch sind sie verlässlich und so gut wie nie sind sie uns wirklich wohlgesonnen, auch wenn sie uns genau den gegenteiligen Eindruck vermitteln.

Sie mögen uns ja nicht für den Wert, den wir als Mensch allgemein, sowie als Individuum im Besonderen haben, sondern für den Wert, den wir ihnen durch Nutzen oder Wohlgefühl bereitstellen. Wären sie wenigstens scharfsinnig, oder zumindest um Verständnis bemüht, so würde Einsicht von Nutzen und Wohlgefühl zur Wertschätzung für den dahinter stehenden Menschen führen. Doch sie sehen nicht, dass hinter unserer von ihnen geschätzten Leistung für sie, unsere Taten, hinter unseren Taten unser Charakter und hinter unserem Charakter letztendlich ein Mensch mit einer Geschichte steht.

Das macht ihre Zuneigung uns gegenüber nicht intrinsisch und damit unecht, kurzsichtig und engstirnig. Sie ist rein opportunistisch und schwindet meistens genauso schnell wie sie gekommen ist, sobald man ihnen eben nicht mehr opportun ist. Dann wird aus Bewunderung ganz schnell Gleichgültigkeit, oder unter Umständen sogar Verachtung (nämlich dann, wenn sie mit Erwartungen und Ansprüchen verbunden war).

Sie sind dann „enttäuscht“ von uns. Aber nicht wir haben sie getäuscht, sondern sie sich selber und zwar in dem, was sie eigentlich wollten und was sie in uns gesehen haben. Denn sie wollten in uns ja nur sehen, was sie von uns wollten, nicht aber wer wir sind. Sie wollten sich dabei auch nicht fragen, was von dem, was sie wollen, sie überhaupt realistisch von uns, oder sogar ganz grundsätzlich erwarten konnten. Oft ist es sogar so, dass man gerade deshalb so unrealistische Erwartungen an andere hat, weil man so nicht mit der Tatsache konfrontiert werden muss, dass die eigenen Erwartungen eben grundsätzlich unrealistisch und widersprüchlich sind. Versagt hat im Zweifelsfall dann immer der Bewunderte und eben nicht man selber, auch wenn das Scheitern ohnehin schon vorprogrammiert war.

Bewunderer und Verehrer sind uns also insgeheim nur deshalb gewogen, weil es ihnen darum geht was sie von uns haben, oder sich versprechen können. Ob wir es ihnen bereitstellen können, ob es überhaupt Sinn macht, ob es nicht eigentlich auch von ihnen abhängt und was sie für uns dafür tun können, kümmert sie im Gegenzug wenig. Deshalb auch sind sie zu nichts zu gebrauchen.

Das unterscheidet sie auch von Unterstützern oder Verbündeten. Diese sind entweder aufrichtig opportunistisch (Verbündete) oder aufrichtig zugeneigt (Unterstützer) und deshalb aus Vernunft oder tatsächlichem Wohlwollen auch eher dann hilfsbereit, wenn es wirklich darauf ankommt. Sie erkennen unseren Nutzen, oder unseren Wert, ohne ihn für selbstverständlich zu nehmen und ihn einfach nur auszunutzen, oder sich ihn so einzubilden, wie sie es gerne hätten.

Bewunderer und Verehrer sind aber insgeheim unaufrichtige Opportunisten und damit weder aus Altruismus, noch aus Kalkül wirklich bereit zu einer Gegenleistung. Sie wollen uns nur ausnutzen, auf der Woge von Erfolg und Aufmerksamkeit mitreiten, die Fantasie genießen, dass jemand anderes für sie ihre Probleme löst, sich groß und bestätigt vorkommen, ohne aber selber etwas dafür zu tun, oder auch nur für sich etwas davon zu lernen und ihr eigenes Leben zu ändern.

Wir haben also nichts von unseren Verehrern, aber sie haben auch nicht wirklich etwas von uns. Denn genauso wie Verehrer das Ego desjenigen aufplustern, den sie verehren ohne ihm zu nutzen, so haben sie selber auch nichts davon. Denn entweder kommt ihre Verehrung von einem bereits vorher bestehenden Nutzen und sie ist überflüssig, oder aber sie zielt nur darauf ab, das eigene Ego aufzuplustern, indem man sich an Größeren hochzieht und ist somit ebenfalls nutzlos.

So haben also sowohl die Bewunderer, als auch die Bewunderten nicht wirklich etwas von ihrer parasozialen Beziehung (v.a. dann wenn diese nur einseitig ist), außer dass sie sich gegenseitig ihr Ego stützen können. Deshalb sollten sie dieses parasoziale Verhältnis überwinden und aus dem Verhältnis von Bewunderer und Bewunderten eines von Unterstützern und Unterstütztem, von gegenseitigen Verbündeten oder von Beispiel und Lernenden werden lassen..

Noch besser aber, als Unterstützer, Verbündete oder Schüler zu haben, ist es eine wahre Freundschaft mit anderen einzugehen. Wodurch aber zeichnet sich Freundschaft aus? Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit und Symmetrie. Sie ist ein wohlwollendes, reziprokes Verhältnis von Gleichstehenden. Freunde sehen und wollen das Gute ineinander, auch dann wenn es leichter wäre, dies nicht zu tun und auch dann, wenn ihr Freund das – zumindest im Moment – selber nicht zu sehen vermag. Ein Freund will nicht einfach das von dir, was er für sich als nützlich befindet und auch nicht einfach, was er selber für sich haben wollen würde. Er will Gutes für das Gute und Schlechtes für das Schlechte in dir. Nehmen sich beide so zurück und geben sich einander hin, so haben sie doch am Ende mehr als wenn sie nur auf ihren eigenen Nutzen bedacht gewesen wären. Darin liegt das Wunder der Freundschaft.

Allgemein lässt sich wohl sagen, dass die Menschen dort, wo sie ihren Egoismus gegenseitig und gleichmäßig voreinander zurückstellen, am Ende dadurch gerade am meisten für sich gewinnen. Und wo sie am meisten zuerst und oft leider auch nur auf sich selber bedacht sind, da werden sie auch am wenigsten voneinander und für sich haben.

Die Herausforderung vor der die Menschen stehen, ist nur dies richtig zu tun und ihren Egoismus nur auf der Basis von Gegenseitigkeit zu zügeln. Je größer die Zahl der Menschen und je komplexer, einseitiger und indirekter ihre Verhältnisse, um so schwerer gestaltet sich dies. In einer echten Freundschaft, welche das klarste, reinste und intimste aller menschlichen Verhältnisse ist, ist dieses universale Ideal am höchsten verwirklicht. Deshalb sollten wir auch im Umgang mit anderen Menschen, wo dieser auf Sympathie oder auf Nutzen beruht, danach streben beides zusammen und zum Ausgleich zu bringen.

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