Jeder kann mutig sein, solange er Aussicht auf Erfolg hat, sich Ideale leisten solange sie ihn nichts kosten, Größe wagen wo er keinen Fall zu befürchten hat, zur Wahrheit stehen wo ihr nichts widerspricht. Es ist leicht sich zum Guten zu entscheiden solange man dafür nichts zu befürchten hat und selbst dann solange man trotz der Furcht noch Hoffnung in den eigenen Erwartungen finden kann. Aber je leichter eine Sache für uns ist -ob nun aus Mangel an Schwierigkeiten oder sicherer Erfolgserwartung- umso weniger wahrhaftig ist sie auch.
Wir tun was wir tun immer aus zweierlei Gründen: Weil wir uns etwas davon versprechen und dieses mit dem Aufwand dafür abwägen und weil wir davon überzeugt sind oder es einfach unserem Wesen entspricht -also aus Prinzip. Je mehr wir uns von einer Sache versprechen können umso weniger Bedeutung können unsere Überzeugungen und unser eigenes Wesen also für unsere Entscheidungen, unser Handeln und auch unser Denken haben. In einem gewissen Sinne sind dann alle unsere Qualitäten die wir aufbringen immer nur von dem Gewinn den wir uns versprechen entliehen. Und wo dieser entweder erreicht wird oder sich die Aussicht des Scheiterns nähert, fallen diese Qualitäten auch wieder in sich zusammen.
Das bedeutet aber umgekehrt, dass je weniger wir uns von Etwas versprechen, wir umso mehr auf uns selber gestellt sind und uns gerade deshalb versichern können wer wir wirklich sind, was wir wirklich wollen und wo unsere wahre Stärke liegt.
Erst wenn alles zwecklos ist, sind wir auch wirklich frei von Zwecken. Und erst wenn wir frei von Zwecken sind kann unser wahres Selbst zu Tage treten. Erst dann offenbart es sich; erst dann beweist es sich und erst dann kann es sich auch wirklich herausbilden und festigen. Hier müssen wir und können wir auch deshalb erst, die Gründe für unsere Entscheidungen nur in uns selber finden, in unseren Prinzipien, unseren Werten und unserem wahren Wesen.
Wahrer Mut beweist sich also erst dort wo es keine Hoffnung mehr gibt, Überzeugung wo sie kein Luxus mehr sondern eine Last ist und wahre Größe wo sie sich auf nichts mehr als sich selber verlassen kann. Aussichtslosigkeit schafft Klarheit, Wahrhaftigkeit und Reinheit.
Wirklich wir selbst werden wir also nicht wo wir nichts mehr zu verlieren haben, sondern da wo wir nichts mehr zu gewinnen haben. Denn was uns ausmacht ist nicht die Sorglosigkeit sondern vielmehr die Sorge um das was uns wirklich wichtig ist. Und wirklich wichtig ist uns eben nur das, wofür wir bereit sind uns selber einzusetzen, ohne dass wir uns davon einen Gewinn versprechen können. Wo wir also nichts zu gewinnen haben, haben wir auch keinen Grund mehr uns irgendetwas vorzumachen. Um aber trotzdem nicht aufzugeben, ist es nun an uns den Grund der uns das erforderte Durchhaltevermögen bringt in uns selber zu finden.