Korruption ist subversiver opportunistischer Regelbruch. Sie ist damit Verrat und Betrug zugleich und zwar in einem Kontext wo Pflichten, Verantwortlichkeiten und Verbindlichkeiten (bzw. Regeln) hintergangen und gebrochen werden.
Korruption unterscheidet sich von einfacher Rebellion darin, dass dieser Regelbruch nicht offen und erst recht nicht aus Protest geschieht. Genau das macht sie eben nicht konfrontativ, sondern subversiv auch wenn sie bisweilen als insgeheime Form passiv-aggressiven Widerstands praktiziert wird.
Korruption untergräbt stets die Funktion aller sozialen Arrangements innerhalb von denen sie stattfindet, v.a. aber von solchen die sich nicht auf die natürliche Überschneidung von unmittelbarem persönlichen Opportunismus verlassen können. Was sie dabei so besonders gefährlich macht, ist sie dass sie diese Arrangements und ihre Funktionen sowohl nicht in Frage stellen als auch nicht angreifen und wirklich beseitigen aber trotzdem untergraben. So richten sie Schaden an und verhindern zugleich dessen Behebung.
Jede Gesellschaft, sowie jede Form kooperativer Zusammenkunft von Menschen überhaupt beruht stets auf einem arbeitsteiligem System von Rollen und ist entsprechend darauf angewiesen, dass diese einerseits erfüllt werden und andererseits stets erkennbar ist wie weit sie erfüllt werden, um für den Fall dass das nicht geschieht entsprechend erforderliche Korrekturen machen zu können. Die Gesellschaft besteht dabei aus einer Vielzahl von Institutionen welche ihre Rolle jeweils in der Erfüllung ihrer Funktion haben, während die Menschen innerhalb der Institutionen genauso ihre Rollen und damit ihre Funktion erfüllen zu haben. Die meisten Institutionen (und damit auch die Menschen in ihr) bekommen ihre Rolle dabei offiziell zugewiesen und öffentlich anerkannt und füllen damit immer die Nische ihrer funktionellen Zuständigkeit. Werden sie dabei korrupt, so fällt die Funktion entweder teilweise oder ganz aus oder wird sogar in ihr Gegenteil pervertiert, während aber die Nische weiterhin besetzt und der Schaden dabei oft verdeckt bleibt. Und eben dadurch wird zur Funktionswiederherstellung erforderliche Veränderung, Ersatz oder Neuaufbau verhindert.
So wie die Tyrannei eines Regimes die Menschen in Knechtschaft hält, hält dessen Korruption sie in Geiselhaft. Korrupte Institutionen nehmen den Menschen ihre Aufgaben nicht mehr weg, sie nehmen sie ihnen ab; und zwar im doppelten Sinn: Sie nehmen ihnen die Möglichkeit dass diese überhaupt getan werden können und genauso die Möglichkeit diese selber zu tun. So können sie weder ihre eigenen Angelegenheiten unter sich klären, noch sie für sich durch Andere klären lassen.
Akzeptiert wird Korruption deshalb auch nur dort wo die Tyrannei ihre einzige Alternative darstellt, genauso wie Kriminalität nur dort akzeptiert wird wo ansonsten nur Korruption geläufig ist. Denn die meisten Menschen bevorzugen stets die Zerstörung ihrer Gesellschaft gegenüber einer Gesellschaft die sie zerstört.