Opfer oder Verlierer

Man sollte nicht allzu schnell über das Leid anderer Menschen in ihrem eigenen Leben oder im Umgang mit anderen Menschen urteilen, bevor man sich nicht gefragt hat ob dessen Ursache im Wollen oder im Können der Betroffenen und Beteiligten liegt.

Leidet man selber durch einen Mangel an Können -ob nun durch wirkliche Unfähigkeit oder ein überfordernde bis unmögliche Situation- machte einen das zum Opfer während ein Mangel an Willen einen in dieser Hinsicht zum Verlierer macht.

Leidet aber ein Mensch durch einen Anderen, weil dieser einem ein Leid zufügt ist es genau umgekehrt. Wer hier durch geringeren Willen unterliegt ist ein Opfer, wer es aber nur durch einen Mangel an Können tut nur ein Verlierer. Zum Opfer wird wer von einem anderen durch dessen Skrupellosigkeit und Böswilligkeit zum eigenen Nutzen oder aus purem Sadismus übervorteilt wird.

Ein Räuber unter den Menschen ist selten fähiger oder besser als seine Beute und selbst wo er es ist, ist er es selten deshalb weil er die Rolle des Räubers einnimmt, genausowenig wie einen Überlegenheit nicht automatisch zum Räuber macht.

Wo aber der Räuber selber ausgeraubt wird, der Betrogene zum Betrüger wird, der Tyrann zum Kriecher wird, da kann keiner von ihnen mehr als Opfer gelten. Denn er hat durch seine Taten dem Prinzip dem er selber zum Schicksal fällt bereits zugestimmt und somit seine Unschuld verwirkt. Nicht jeder der durch das Schwert lebt, stirbt auch durch dieses, verdient haben sie es aber alle trotzdem. Der Verlierer mag nicht an dem Schuld sein was ihm konkret passiert, er mag es auch nicht verdienen aber er hat es trotzdem zu ertragen, weil er es eben auch mitgetragen hat. Wird man zum Teil von etwas, muss man eben auch damit rechnen dass es irgendwann seinen Teil einfordern wird.

Ein Verlierer hat somit im Gegensatz zum Opfer kein Recht sich zu beklagen. Was ihm geschieht muss nicht aber nicht unbedingt verdient sein und auch was er verdient, kann trotzdem falsch und verurteilbar sein. Trotzdem verdient er weder unser Mitgefühl, noch unsere Rücksicht, noch unseren Schutz, noch unsere Hilfe. Denn wer nur deshalb zum Opfer wird weil er als Schwächerer unterliegt, selber aber Täter ist wo er an Stärke überlegen ist der ist kein Opfer sondern nur ein Verlierer.

Will man nun überprüfen ob diejenigen die unter anderen Menschen leiden wirklich Opfer sind, so muss man sich nur anschauen wie sie mit denen umgehen die ihnen unterlegen sind oder wo sie sich auch nur für überlegen halten. Und will man darüber hinaus noch prüfen ob sie neben unser Gleichgültigkeit auch noch unsere Verachtung verdienen, so muss man sich nur anschauen wie sie mit ihren Niederlagen umgehen. Können sie sich diese eingestehen so sind sie wenn sie doch Verlierer sind, zumindest keine schlechten Verlierer, und wenn sie schon Halunken sind doch zumindest ehrliche Halunken. Können sie aber nicht einmal das, so haben sie nicht nur gegen Andere sondern auch noch vor sich selber verloren. Und was ist schon verächtlicher als ein Verlierer der das Opfer spielt und um Mitleid bettelt wo er selber nicht einmal Rücksicht zeigen konnte?

Genauso wie wir die Pflicht haben niemanden -insbesondere uns selber- zum Opfer werden zu lassen, hat auch niemand das Recht sich selber zum Opfer zu bestimmen. Denn ob wir Opfer oder Verlierer sind entscheiden wird durch unsere Taten entschieden und nicht durch unsere Worte.

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