Wir wollen gerne glauben, dass ein Sieg immer einen Gewinn mit sich bringt, ein Triumph bedeutet dass wir uns verbessern, Mut sich bewährt und Tapferkeit stets belohnt wird. Die Realität allerdings sieht oft ganz anders aus.
Denn nichts im Leben kommt ohne seinen Preis, genauso das Heldentum. Helden zahlen für ihre Taten durch den Schaden der damit einhergeht; entweder weil sie ihn dabei erleiden oder weil sie ihn vorher schon hatten und dadurch erst dazu befähigt wurden; nicht selten auch beides zusammen. Den Sieg kann es niemals ohne Kampf geben, Triumph nicht ohne Widrigkeiten, Mut nicht ohne Gefahr und Tapferkeit nicht ohne Schmerzen. Alles davon ist immer eine Strapaze für den Menschen und hinterlässt als solche stets ihre Spuren in Körper und Seele. Einigermaßen geschützt davor sind oft nur diejenigen, deren Seele sich deshalb nicht mehr verletzen und beschädigen lässt, weil sie eben schon kaputt ist, so dass bei ihr nicht mehr getroffen werden kann was auch gar nicht mehr intakt da ist.
Mögen wir auch durch die Konfrontation mit dem Bösen, der Gefahr und allen anderen dazugehörigen Widrigkeiten an Stärke, Besonnenheit und Durchhaltevermögen hinzugewinnen so machen wir dabei doch stets Eindrücke und Erfahrungen, welche einmal erst gesehen nie wieder ungesehen gemacht werden können.
Knochen mögen stärker wieder zusammenwachsen und Wunden mit der Zeit verheilen. Narben genauso wie die schmerzhaften Erinnerungen die mit ihnen verbunden sind, bleiben jedoch für immer bei uns, zeichnen uns, werden mit der Zeit zu einem Teil von uns und begleiten uns fortan in jedem Moment unseres Lebens.
Der glänzenden weiße Ritter auf hohem Ross der wir selber gerne sein würden und den wir uns gerne für uns wünschen, ist also eine Fantasie die es so nie in der realen Welt geben kann. Wer hier ein Ritter ist, muß entweder düster und verschrammt oder ein untauglicher Blender sein.
Versteht man also was Heldentum in Wirklichkeit bedeutet, dann versteht man auch warum es gleichermaßen unangemessen ist es zu verehren wie es zu verachten. Denn beide Urteile beruhen darauf, dass man es als gewinnbringend betrachtete. Demnach sieht man es dann entweder als ein brutales, rücksichtsloses und opportunistisches Kalkül oder als eine glorreiche Demonstration von Stärke und Überlegenheit. In Wahrheit jedoch ist Heldentum nicht eine Angelegenheit des Gewinns sondern eine des Opfers und verdient als solche Wertschätzung je nachdem wofür und in welchem Ausmaß dieses Opfer erbracht wird -oder eben nicht.
Wo aber das Opfer überwiegt oder sogar komplett überflüssig ist, kann es auch kein Heldentum geben. Dann ist es einfach nur ein Opfer und erfordert als solches die Frage danach wem, wenn nicht dem Eigenen man es nun wirklich erbringt.
Und wo die Frage nach dem Wert des Opfers durch die pauschale Heroisierung der Opferbereitschaft ohne Sinn und Verstand hochgehalten wird, da ist sie auch kein Tugend von Helden mehr sondern eine von Sklaven. Denn ein Opfer kann immer nur so gut sein, wie das wofür es erbracht wird und dieses wiederum immer nur so gut wie ein kritische Prüfung durch den Verstand es zulässt. Wo diese nicht stattfindet oder gar nicht erst erlaubt wird, da sollen nicht Löwen geweckt sondern Packesel herbeigezüchtet werden.
Heldentum ist also nicht wesentlich glorreich und glanzvoll sondern immer ein Opfer. Und auch als solches ist es nicht wesentlich sinnvoll, sondern immer nur so sinnvoll wie die Werte und Menschen für die man es erbringt. Wo diese übergangen und das Heldentum pauschal verurteilt oder verehrt wird, sollte man sich fragen welche Werte und Menschen denn hinter solch einer Sichtweise stehen könnten.