Reduktionismus im Denken ist die geistige Vorstufe zum Extremismus der Taten. Genauso wie es dem Extremismus im Handeln immer und überall um eine Sache und tendentiell auch nur um diese geht, geht es dem Reduktionismus beim Denken genauso immer nur um eine bestimmte Idee.
Nur unterscheidet sich der Reduktionismus vom Extremismus darin, dass er nicht annähernd so auffällig und anstößig ist auch wenn er auf indirektem Weg genau die selbe verheerende Wirkung entfalten kann.
Dies ist gerade auch deshalb so, weil Reduktionismus der Funktionsweise unseres Verstandes sowie der Struktur der Realität oft recht naheliegend ist. Denn es ist tatsächlich oft der Fall, dass es bei allem -oder zumindest vielem- oft nur um eine -oder zumindest wenige- Sachen geht.
Eine beliebige Größe hat schließlich fast immer auf alles einen Einfluß und oft auch -für die Verhältnisse unseres beschränkten Verstandes- auf vieles einen entscheidenden. Dies ist bedingt durch die Größe und Komplexität der Welt. Da direkt oder indirekt in ihr alles mit allem zusammenhängt ist es fast unmöglich in ihr irgendeine Größe zu verändern, ohne dass sich das nicht auf alle Anderen auswirken würde. Und wo sich eine Größe auf alle Anderen auswirken kann, da ist es leicht je mehr man sich damit beschäftigt sie umso mehr an Bedeutung zu überschätzen.
Aber genau aus dem Grund aus dem eine Größe tendentiell alles verändern kann, kann sie auch in selbem Maß tendentiell durch alles verändert werden. Nur leider ist unser Verstand so eingerichtet, dass uns ersteres intuitiv sofort einleuchtet und letzteres angestrengtes und prüfendes Nachdenken erfordert. So ist es kein Wunder, dass wir eher dazu neigen von einer Idee sobald wir sie einmal haben auf alles Andere zu folgern, aber dabei vergessen uns zu fragen von welchen Ideen aus wir dazu parallel noch folgern müssten und welche Rückwirkungen auf das Objekt unserer Idee wir dabei noch zurückverfolgen müssten. Dass wir diese Idee dann natürlich überschätzen ist nur eine notwendige Folge unserer Denkart.
Wir sehen leicht und gerne wie das Eine die Vielen verändert und beeinflusst, schwer und selten aber wie die Vielen das Eine beeinflussen und verändern. Und selbst, dann übersehen wir noch das es meistens eben nicht das eine Eine sondern mehrere Eine gibt, deren Folgen wir eigentlich auch mit berücksichtigen müssten. Stattdessen picken wir und aus den vielen Einen nur ein ganz bestimmtes Eines heraus und machen dieses dann zu unserem Einzigem aus dem heraus wir nun versuchen alles zu erklären.
Und genau das ist Reduktionismus, der Versuch durch Eines Alles zu erklären um dabei geistigen Aufwand zu sparen und illusorische Klarheit zu gewinnen.