Sysiphos oder Syphilis

Vieles in unserem Leben ist im Grunde nur ständige Plackerei ohne Sinn und Zweck. Diese Sysiphosarbeit ist an sich immer sinnlos, der Sinn des Lebens liegt jedoch darin sich ihr trotzdem zu stellen. Die Bereitschaft und der Wille dazu ist das was den reifen Menschen vom Unreifen unterscheidet. Er sucht den Sinn seines Lebens nicht mehr darin Leid zu vermeiden und Glück anzustreben, sondern Leid durch sinnvollen Umgang mit ihm zu bewältigen und dadurch innere Zufriedenheit zu erreichen.

Der erste Schritt zu dieser charakterlichen Reife ist den sysiphäischen Charakter des Lebens anzuerkennen ohne es auf ihn zu reduzieren.

Der zweite Schritt ist anzuerkennen, dass die ständige Sysiphosarbeit trotzdem notwendig und unvermeidlich ist. Warum ist sie das? Weil die einzige Alternative dazu einen Felsen ständig bergauf zu rollen, die ist sich von ihm überrollen zu lassen. Und wie könnte das sinnvoller sein?

Der dritte Schritt besteht darin zu erkennen, dass sie zwar zwecklos aber trotzdem nicht sinnlos ist. Sie verändert zwar nicht das Resultat welches sie immer nur aufs neue erhält, sie verändert aber uns selber durch die Tätigkeit die wir zu diesem Erhalt aufbringen.

Wie wir die immer wiederkehrenden und nie endgültig beseitigbaren Herausforderungen unseres Lebens bewältigen, macht uns zu dem was wir sind. Es formt unseren Charakter und bestimmt somit die Qualität unseres Lebens während dieser Herausforderungen und vor allem auch in den zeitlichen Lücken dazwischen.

Und nicht nur das. Unser in den sysiphäischen Herausforderungen des Lebens geformter Charakter bestimmt nicht nur, wie wir mit ihm umgehen, sondern auch wie wir miteinander umgehen und damit die Qualität der Beziehungen welche uns durch unser Leben begleiten und uns in großen Teilen zu dem Mensch machen der wir sind.

Somit sind wir letztendlich verdammt dazu Sysiphos zu sein sein oder überrollt zu werden. Wir sind dabei jedoch frei uns dadurch wie wir dieses Schicksal anpacken als Menschen selber zu verändern und uns somit unser eigenes Schicksal für und unter uns zu schaffen. Dieses Werk in der unvermeidlichen Sysiphosarbeit zu sehen und zu verwirklichen darin liegt der Sinn unseres irdischen Daseins.

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