Was ist Meditation?

Normalerweise beziehen wir uns in unserem Denken immer auf dessen Inhalte (die Gedanken). Die Funktion unseres Denkens (also das Denken an sich), entgeht dabei jedoch unserer Aufmerksamkeit und damit letztendlich auch immer unserer Kontrolle.

Bei der Meditation ist dieses Verhältnis allerdings umgekehrt. Die Aufmerksamkeit unseres Denkens wird hier diesem selber gewidmet, während dessen Inhalte bewusst vernachlässigt oder zumindest gefiltert werden.

Normalerweise folgt unsere Aufmerksamkeit immer irgendwelchen äußeren Eindrücken, inneren Erlebnissen oder bloßen Ideen welche sich in unseren Gedanken ausdrücken und ist somit immer durch diese geprägt und geleitet. Das hat zwar den Vorteil, dass es den Übergang zu weiteren naheliegenden Gedanken erleichtert und somit die Inhalte durch die Aufmerksamkeit für sie in Zusammenhänge bringen kann, allerdings auch den Nachteil dass es genau das genau so gut auch fälschlicherweise tun kann, oft auch tut und uns zugleich daran hindert unser Denken in eine andere Richtung zu lenken als Inhalte oder Reize uns nahelegen würden.

Durch die Meditation können wir uns von diesem Einfluss und damit auch dessen Macht gegenüber unseren Gedanken befreien, indem wir uns von ihm abwenden, unsere Aufmerksamkeit unserem Denkprozess widmen, uns ausserhalb vom üblichen Strom der Eingebungen und Eindrücke stellen (was nicht heißen muss, ihn komplett abzuwürgen) und somit eine Art bewusste Metakognition herausbilden die es uns erlaubt mit diesem bewusster und kontrollierter umzugehen.

Machen wir das lange und oft genug, so wird diese Metakognition von einem bewussten Zustand, zu einer psychischen Instanz in Form eines latenten Hintergrundprozesses, der mit der Zeit immer leichter und immer öfter aktivierbar wird und womöglich sogar irgendwann zu einem parallelen Bewusstseinsprozess werden kann der uns überall durch unser Leben begleitet.

Dem liegt allerdings ein entscheidendes Paradox zu Grunde. Um uns nicht auf alles konzentrieren zu müssen was uns nach und nach immer so in den Kopf kommt, müssen wir zuerst einmal versuchen uns dauerhaft nur auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Das kann unsere Atmung, eine Meditationsmantra, bloße unmittelbare sinnliche Wahrnehmung oder was auch immer sein. Entscheidend ist nur, dass wir versuchen unserer Aufmerksamkeit einen Fixpunkt zu geben. Durch diesen können wir dann die Abweichung von ihm registrieren und relativieren und uns somit unserer Aufmerksamkeit überhaupt erst bewusst werden. Der Prozess der bewussten Wahrnehmung unserer Aufmerksamkeit sowie der ihrer bewussten Kontrolle sind also stets miteinander gekoppelt. Wir müssen sie zu kontrollieren versuchen um uns ihrer gewahr zu werden und wir müssen uns ihrer gewahr werden um sie kontrollieren zu können.

Meditation ist also eine Form von reflektiver Kontemplation unseres eigenen Bewusstseins, durch welche wir ihm Umgang mit diesem unsere Metakognition einüben und herausbilden können. Sie muss dabei nicht der einzige Weg zu dieser Metakognition oder die einzige Form reflektiver Kontemplation sein, jedoch ist sie dabei die direkteste Reinform von ihr die uns bis jetzt bekannt ist.

Kommentar verfassen