Macht für den der sie nicht will!

Wem sollte man -wenn überhaupt- eine höhere Position verbunden mit einem größeren Ausmaß an Macht über sich gewähren? Ganz einfach dem, der mit dieser Position das beste für alle und das beste aus allen macht die ihm unterstellt oder auch nur von ihm betroffen sind. Wer aber fühlt sich in der Regel zu so einer Position am meisten hingezogen?

Derjenige der aus dieser Position das beste für sich selber -und nur für sich selber- herausholen will und meistens auch herausholen kann.

Damit finden wir uns was Macht betrifft also in einer Zwickmühle: Sie sollte nur altruistisch und instrumentell gebraucht werden , wird aber von denjenigen angestrebt die sie intrinsisch und egoistisch gebrauchen wollen. Und nicht nur das; sie wird in dem meisten Fällen auch tatsächlich von letzteren erlangt und von ersteren verschmäht oder verworfen.

Denn diejenigen welche Macht aus egoistisch-intrinsischer Motivation begehren, werden sich durch diese natürliche Affinität zu ihr stets öfter, mehr und besser um sie bemühen als alle anderen.

Und so kommt es, dass sich in allen Hierarchien früher oder später die ihnen inhärente Neigung zur Kommunion von Macht und Korruption durchsetzt; nicht einfach deshalb weil Macht korrumpiert (obwohl sie das auch tut), sondern vielmehr deshalb, weil sie Korruption anzieht, ihr den Weg bereitet und mit ihr geradezu synergiert.

Woran erkennt man nun diesen Zustand korrumpierter hierarchischer Machtverhältnisse? Ganz einfach daran, dass ihre Inhaber sich, ihre Position sowie die Hierarchie insgesamt aus allen möglichen Gründen rechtfertigen, aber fast nie aus dem Zweck den sie eigentlich erfüllen sollten geschweige denn mit dem Ausmaß in dem sie es tun. Dabei führen sie alle möglichen Erklärungen zur Rechtfertigung an, aber nie solche bei denen sie an sich selber annähernd die gleichen Ansprüche stellen, die sie von Anderen ihnen gegenüber abverlangen. Besonders gerne behaupten sie dabei, dass sie die Macht durch eine besondere Überlegenheit ihrer Person oder ihrer Leistung verdienen oder weil es ihr rechtmäßiger Platz ist, oder weil die Beherrschten es ja eigentlich so gewollt haben (das nennt sich dann Legitimität) usw. usf., aber niemals aufgrund dessen was sie mit der Macht tatsächlich für die von ihr betroffenen, denen sie sie großteils zugleich zu verdanken haben tun.

Denn um den Zweckcharakter der Macht für andere, darf es diesen Anderen niemals gehen, weil es ja den korrupten Machtinhabern selber nicht darum sondern nur um ihre eigenen Zwecke geht. Deshalb müssen sie auch diese Zweckfrage möglichst ausblenden und übertünchen.

Denn würde man es wagen der Macht gegenüber die Zweckfrage -und nicht etwa die Frage nach ihrer Gerechtigkeit oder Legitimität- zu stellen so würde es den Selbstzweck der Macht für die Mächtigen und damit den Missbrauch und die Verschwendung den er hervorruft bloßstellen.

Und weil die Mächtigen aufgrund des Primats ihrer Selbstzwecke die eigentlichen Zwecke ihrer Macht vernachlässigen, werden sie im Bezug auf diese früher oder später auch immer zu Versagern. Und weil sie in ihrer Position zu Versagern geworden sind, bleibt der einzige Ausweg sie zu erhalten für sie darin dabei auch noch zu Verrätern zu werden.

Denn wer die Macht nicht gebrauchen kann, um der mit ihr einhergehenden Verantwortung gerecht zu werden, dem bleibt es -zumindest vermeintlich- nur noch übrig diese Verantwortung zu untergraben, in dem er sich der Verantwortung dadurch entzieht, dass er dafür sorgt, dass niemand ihn mehr zur Verantwortung ziehen kann. So wenden sie sich in Perversion des eigentlichen Sinnes jeder Machtbeziehung gegen die für die sie verantwortlich sind (bzw. sein sollten) um sie durch Unterdrückung und Verelendung handlungsunfähig zu machen, bevor sie durch sie die Konsequenzen ihres Versagens -sowie des dazu kommenden Verrats- zu spüren bekommen können.

Da es aber nur möglich ist über Menschen zu herrschen in dem man es auch durch diese tut (oder zumindest einen Teil von ihnen), treiben sie die Menschen nachdem sie sie erst enttäuscht und dann verraten haben auch noch dazu sich gegenseitig zu verraten indem sie sie in ein System einspinnen, dass sie kleinhält und kontrolliert indem es sie dazu bringt sich gegenseitig kleinzuhalten und zu kontrollieren. Der Fisch stinkt also nicht nur vom Kopf her, er fängt auch von dort aus an zu verrotten. Und wo erst einmal die Korruption der modus operandi der Machtspitze geworden ist, da zieht sie zwangsläufig am Ende alle die mit ihr direkt oder indirekt zu tun haben einen nach dem anderen in ihren Bann.

Nun ist die Macht aber dadurch, dass sie ihre eigene Aufgabe vernachlässigt und dazu noch verrät, in dem selben Maß immer dabei ihre eigene Grundlage in Form derjenigen auf denen sie durch deren Ausbeutung und Unterdrückung beruht zu zerstören und sich damit gegen Angriffe von aussen, Konflikte von innen oder einem Kollaps durch Überforderung immer anfälliger zu machen, bis sie zwangsläufig ihr Ende finden muss.

Und so schließt sich der Kreis. Mit der Macht kommt die Korruption mit der Korruption die Tyrannei, mit der Tyrannei der die Unterhöhlung und mit dieser schließlich der Fall der Macht. Will man diesen Zyklus ohne allzu viel Leid für alle von ihm Betroffenen (und wer wäre das nicht) geschehen lassen, so hilft dabei wohl nur eines; die Macht in die Pflicht zu nehmen. Das zu tun bedeutet dafür zu sorgen, dass sie den Menschen dient auf denen sie beruht, die berücksichtigt die von ihr betroffen sind und dabei diesbezüglich stets von allen einer Prüfung unterzogen und bei Versagen beseitigt oder verändert werden kann.

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