Will man verstehen, wie eine Tätigkeit eine Kunst sein kann, so muss man sich fragen wie es für sie möglich ist zu gelingen ohne etwas zu erreichen oder ohne das überhaupt erst zu versuchen.
Normalerweise gewinnt eine Tätigkeit dadurch ihren Sinn, dass sie ein Ziel hat auf dessen Umsetzung sie ausgerichtet und angepasst wird. Das wollen wir Handwerk nennen. Das Handwerk zeichnet sich dabei dadurch aus, dass es die Tätigkeit, den Tätigen und bisweilen auch das Objekt mit dem es sich befasst austauschbar macht und somit deren Bedeutung mindert, während es die Bedeutung des Zwecks erhöht und zum eigentlichen Sinn macht.
Kunst unterscheidet sich vom Handwerk darin, dass es bei ihr weder um Zweck noch um Ziel einer Tätigkeit geht, sondern darin dass sie ihren Sinn in der Tätigkeit selber hat. Zweck und Ziel sind zwar oft als Vorwand, Rahmen und Bezugspunkt für die Kunst notwendig, aber dafür auch wieder austauschbar und somit vergleichsweise unbedeutend.
Kunst ist somit intrinsisch motivierte Tätigkeit ohne maßgebliches konkretes Ziel. Das hat sie mit dem Spiel gemeinsam, worin sie sich aber von ihm unterscheidet ist, dass sie weder beliebig noch frei von Ansprüchen sein kann. Will man etwas als Kunst tun, so kann man es nicht einfach irgendwie tun, man muss dabei auch danach streben es richtig zu tun -also es zu meistern.
Und nicht nur das: Um eine Tätigkeit zur Kunst zu bringen reicht es nicht sie einfach nur richtig tun zu wollen, man muss sie auch aus den richtigen Gründen tun. Dafür kommt es darauf an, dass man sich nur von der Wertschätzung und Begeisterung für die Tätigkeit in der man es zur Kunst zu bringen versucht leiten lässt. Natürlich können dabei auch andere Bedürfnisse befriedigt werden, wie etwa das Bedürfnis nach Geltung, nach Wirksamkeit, nach emotionalem Ausdruck, nach Beschäftigung und Zerstreuung, nach Übung in der Tätigkeit usw. usf.; nur dürfen diese Bedürfnisse niemals aktiv angestrebt werden sondern höchstens bestärkend und bestätigend wirksam sein nachdem sie befriedigt wurden.
Was der Kunst an Zweck mangelt, das findet sich bei ihr an Sinn wieder. Sinn der Kunst ist die Tätigkeit selber. Außerhalb von ihr stehen keine bestimmenden Zwecke und somit auch nichts was sie oder den Künstler selber einschränken könnte. Deshalb ist Kunst immer ein Hort der Freiheit und der Menschlichkeit, weil sie dem Menschen einen Rahmen bietet in dem er frei von allen äußeren Bestimmungen tätig sein kann. Und weil er dies kann, ist er dabei mehr mit sich selber und somit auch mehr er selbst. Und wo er mehr er selbst ist, da ist er mehr ein Mensch. Wo er aber Handwerk betreibt, da muss er sich selbst genauso als Werkzeug behandeln wie seine eigentlichen Werkzeuge und sich immer einer Handlungslogik unterwerfen die durch außerhalb von ihm stehende Zwecke bestimmt ist (selbst wenn er diese selber gesetzt hat). Deshalb braucht es die Kunst immer in dem Maß als Gegenpol wie das Handwerk für uns an Bedeutung gewinnt.