Inwieweit ist es für uns möglich eine Sache nur als Mittel zum Zweck zu behandeln?
Das hängt wohl davon ab, wie sehr wir sie als solches betrachten. Die Ironie hierbei ist, dass je mehr wir etwas nur als Mittel zum Zweck betrachten, es umso weniger das für uns bleiben kann. Warum?
Dadurch, dass wir etwas als Mittel zum Zweck betrachten, vernachlässigen wir durch den Fokus auf den angestrebten Zweck der damit einhergeht einerseits dieses Mittel selbst und andererseits inwieweit es sich selbst zu seinem eigenen Zweck und damit für uns zu einem Selbstzweck macht.
Aber wie kann eine anfangs nur zweckmäßige Sache für uns mit der Zeit zu einem Selbstzweck werden, der am Ende womöglich noch die Bedeutung des ursprünglichen Zwecks unterwandert oder ablöst?
Da wäre zuerst einmal die Gewohnheit. Je mehr wir etwas tun und je mehr wir uns damit beschäftigen umso mehr wird es für uns zur Gewohnheit. Und dadurch, dass es für uns zur
Gewohnheit wird, stellen wir uns so darauf ein, dass wir abhängig davon werden. Unsere Gewohnheiten machen uns insofern von ihnen abhängig, wie wir von ihnen einen Sinn für und ein Gefühl von Orientierung, Stabilität und Identität beziehen. Je mehr das der Fall ist und je abhängiger wir so von einer Sache die wir tun oder mit der wir uns befassen werden umso mehr wird sie uns insgeheim zum Selbstzweck. Aber auch über die Gewohnheit an sich hinaus entwickeln sich oft Abhängigkeiten von durch Gewohnheit vermittelter Befriedigung bestimmter Bedürfnisse durch eine Sache.
Desweiteren: Je mehr wir uns mit etwas beschäftigen umso mehr wird es für uns dadurch zur Normalität. Wir passen uns ihm an und es wird die Brille durch die wir die Realität sehen und der Boden auf dem wir in ihr stehen. So verändert es uns mit der Zeit immer mehr und nähert uns ihm Schritt für Schritt an. Wodurch wir unsere Welt sehen, wird also mit der Zeit auch immer zu einem Teil von ihr wenn nicht sogar zu ihr selber werden.
Um dieser ganzen Dynamik vorzubeugen hilft wohl letztendlich nur eines. Wenn wir etwas schon als Mittel zum Zweck tun, dann sollten wir das entweder nur dann, wenn es auch Selbstzweck sein könnte oder wenn es doch immer nur Mittel sein kann, nur dann wenn wir es auch wirklich müssen. Und wenn wir es schon müssen so sollten wir es doch wenigstens widerwillig tun. Wir müssen es wohl tun, aber wir müssen es nicht wollen und wir sollten es eigentlich auch weder tun noch wollen.
Denn im Zweifelsfall ist es wohl sicherer zuerst ein Gebot der Zurückhaltung zu haben und dieses dann pragmatisch aber widerwillig unter Sachzwängen zu brechen als ein zwar wahres aber für normale Menschen nie wahrhaftig einhaltbares Gebot des Pragmatismus zu haben.
Was wirklich nötig ist wird sich früher oder später immer von selbst zeigen, was aber unnötig überflüssig und selbstdienlich ist, ist durch den Mangel an verlässlichem Feedback und den potentiellen Konflikt mit unserem Ego nur schwer zu bemerken. Desweiteren ist es auch schwerer das was nötig ist sicher vorherzusehen als es durch Erfahrung mitzubekommen, weil unsere Vorhersagen mehr noch als unsere Erfahrungen immer durch unsere normalen menschlichen Schwächen, Mängel, Bedürfnisse, Wünsche und Ängste verzerrt werden.
Deshalb gilt nun folgendes: Versuche nie etwas zu einem Zweck zu tun, dass es nicht auch ohne ihn wert wäre getan zu werden und dass es nicht auch wert wäre für uns zum Selbstzweck zu werden. Und wenn du es doch tun musst so tue es immer nur widerwillig und nur für einen Zweck der es wirklich wert ist