Der Sinn von Bildung liegt darin. Das menschliche Lernen über die Erfahrung hinaus zu ermöglichen.
Bildung erlaubt uns zu lernen ohne erst Erfahrungen machen zu müssen oder aus gemachten Erfahrungen mehr zu lernen als in ihnen offensichtlich ist. Darin besteht ihr Wert.
Ihr Nutzen und ihre Notwendigkeit dieses Werts besteht darin, dass sie uns das beibringen kann was zwar nicht offensichtlich aber dennoch erforderlich ist, und das im besten Fall noch bevor wir es benötigen. Diesen Nutzen der Bildung benötigen wir nicht nur als Einzelne sondern auch zusammen als Gesellschaft. Bildung vermittelt also zwischen dem was die Gesellschaft zu der wir gehören und auf die wir angewiesen sind zum Erhalt ihrer eigenen Substanz (die Menschen) und dem Aufblühen ihrer Form (die Kultur) benötigt und was wir als Einzelne als ihre Mitglieder dazu beitragen können und wollen.Denn jede Gesellschaft hat nur so lange Bestand, wie sie die Menschen die sie ausmachen dazu bringen kann, von sich aus zu wollen und zu tun was sie von ihnen benötigt. Und soll das nicht über Zwang in Form von Gewalt und Betrug erfolgen so muss es über die Bildung geschehen. Denn dass sie nämlich von sich aus das tun was sie müssen -genauso wie das was sie sollten- ist deshalb keine Selbstverständlichkeit, weil der natürliche Mechanismus des Lernens durch bloße Erfahrung am Anfang ihre Lebens so gut wie gar nicht und auch mit fortschreitendem Alter immer noch zu unzuverlässig und fehlerhaft ist. Einerseits sind die Wirkungen der eigenen Handlungen auf Andere wie auf einen selber selten nachvollziehbar, noch seltener evident und noch viel seltener unmittelbar einsichtig. Und selbst wenn sie es sind, so sind diejenigen die sie verursacht haben oft davor geschützt sie zu mitzutragen oder zu verantworten, weil ihr Wirken entweder nicht erkannt, wenn erkannt nicht anerkannt und wenn erkannt und anerkannt trotzdem noch relativiert oder toleriert wird.
Dieses Grundproblem, dass der Einzelne durch die Komplexität und den Schutz der Gesellschaft nicht das lernt was er lernen muss oder sollte, ist stets bei denen am stärksten welche im höchsten Maße vor den Folgen des eigenen Handelns für sich selbst und der Verantwortung für andere geschützt und damit privilegiert sind. Es sind also unsere Kinder -gleich nach unseren Frauen- bei welchen dieses Problem explizit und formalisiert auf die Spitze getrieben und damit in seinem Idealtyp am besten erkennbar ist.
Zwischen natürlichem Lernen und gesellschaftlich genauso wie in der Gesellschaft individuell erforderlichem Lernen besteht also durch die Umstände der menschlichen Natur mit ihren Unzulänglichkeiten und ihrer Fehlbarkeit genau so wie der Gesellschaft mit ihrer Komplexität und der darin versickernden Verantwortung stets eine klaffende Lücke. Die Aufgabe der Bildung ist es diese Lücke zu schließen.